Kapitel
conditio humana·Sanitas

Corona morbus coronae creatonis Eine Suche nach der Würde der Krankheit


den Artikel
vorlesen lassen

Der moderne Mensch trägt die Seuche in sich. Tief haben sich Pest und Cholera in das kollektive Unterbewusstsein eingegraben. Die namenlose Angst, Ohnmacht und Hilflosigkeit angesichts einer epidemischen Bedrohung löst unweigerliche Überlebensinstinkte aus. Fluchtreflexe helfen nicht weiter. Wohin soll man fliehen, wenn die Seuche überall sein kann? In Zeiten globaler Vernetzung hilft das Vorgehen jener sieben jungen Frauen und der drei Männer aus Boccaccios Decamerone nicht weiter, die angesichts der Pest, die in Florenz grassiert, aus der Stadt fliehen und sich auch einem Landhaus zehn Tage lang Geschichten erzählen, um dann, nachdem der schwarze Tod sein Werk vollendet hat, zurückzukehren.

ZDF – Zahlen, Daten, Fakten

Noch heute scheint man in der Abriegelung ganzer Städte ein Hilfsmittel zu sehen, um einer viralen Pandemie Einhalt zu gebieten. Die Seuche heute ist nicht mehr die Pest, sondern das neue Corona-Virus – konkret SARS-CoV-2, ein Virus, der wohl von Wildtieren stammt und in China erstmalig – möglicherweise durch den Verzehr von Wildtieren – auf den Menschen übergegangen ist. Die ersten Patienten haben sich wohl im Dezember 2019 auf einem Markt in Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei angesteckt1). Obwohl dort Millionenstädte systematisch abgeriegelt wurden, hat sich das Virus mittlerweile pandemisch ausgebreitet. Kreuzschiffe wurden mittlerweile unter Quarantäne gestellt, in Italien sogar der Notstand ausgerufen. Niemand weiß genau, wie gefährlich der Virus ist2). Laut Robert Koch Institut verlaufen 80% der Fälle mild; nur bei einem Teil der mit SARS-CoV-2 infizierten Patienten kommt es zu schwereren Komplikationen mit Atemproblemen und Lungenentzündungen3). Bekannt gewordene Todesfälle von mit SARS-CoV-2 infizierten Menschen treten bislang vor allem bei älteren Patienten oder solchen mit chronischen Vor- und Grunderkrankungen auf. Vergleiche etwa zu den jährlichen Influenza-Epidemien, von der allein in Deutschland jährlich zwischen zwei und 14 Millionen Menschen erkranken (gemeint ist hier nicht der grippale Infekt, sondern die Infektion mit „echten“ Influenza-Viren) und nach Schätzung des Robert Koch Instituts im Jahr bis zu 20.000 Menschen versterben4), sind momentan kaum seriös zu ziehen, weil wegen des oft milden Verlaufes gar nicht sicher ist, ob überhaupt alle SARS-CoV-2-Infektionen erfasst wurden und bei den Todesfällen die Corona-Infektion ursächlich war, so dass die Frage im Raum steht, ob diese Patienten an oder nicht eher mit dem Coronavirus verstorben sind.

Fluchtreflexe

Es besteht also an sich kein Grund zu hysterischer Panik, wohl aber zu wachsamer Vorsicht. Wie oft bei viralen Infektionen helfen als erstes einfache, aber gründliche Hygienemaßnahmen wie Händewaschen, die Vermeidung größerer Menschenansammlungen und das Aufsuchen von Ärztinnen und Ärzten bei auf entsprechenden Symptomen5) begründetem Verdacht einer Infektion. Trotzdem versuchen sich Menschen in ihrer Hilflosigkeit mit Schutzmasken zu schützen, die bestenfalls Infizierte tragen sollten, um die Viren ihrerseits nicht weiterzuverbreiten. Auch glauben Sie Unheilsprophetinnen und -influencern eher als Expertinnen und Fachleuten, so dass es Ende Februar 2020 zu wahren Hamsterkäufen kam, die wohl nicht selten auf eines im Internet verbreiteten Postings der Instagram-Influencerin Adina Selin beruhen6), wobei wohl nur wenige reflektieren, das soziale Meiden wie Instagram, Facebook oder Twitter an sich keine Quellen, sondern bestenfalls Plattformen sind, auf denen sich heutzutage Seriöse und Unseriöse tummeln. Sie sind wie jener Acker, von dem es im Gleichnis Jesu heißt:

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune! Matthäus 13,24-30

Vieles, was da im Internet wuchert, befeuert eben jenen Fluchtreflex, der den Menschen angesichts einer unheimlichen Bedrohung befällt. Die Grippe kennt man halt – glaubt man zumindest – und die Masern sind doch eine „Kinder“-Krankheit. Beides durchaus lebensbedrohliche Krankheiten, die man aber zu kennen glaubt. Gerade weil man über SARS-CoV-2 noch nicht viel weiß, gerade weil der Virus neu ist, gerade weil er so klein und unsichtbar ist, sitzt reüssiert jene Angst vor der Seuche, die die Menschen seit den großen europäischen Epidemien in sich tragen. Gerade weil es heute im Vergleich zum Mittelalter nicht mehr reicht, einfach die verseuchte Stadt zu verlassen, sucht sich der Fluchtreflex ein anderes Ventil: Gegen jede Vernunft werden Supermärkte und Apotheken leergekauft. So hat man wenigstens das Gefühl, die Sache noch in der Hand zu haben – mehr aber auch nicht! Ein Fest für alle Unkrautsäer, die ihr Scherflein ins Trockene bringen, die Menschen aber im Zweifel im Regen stehen lassen. Das Gleichnis Jesu sagt unmissverständlich, dass der wahre Tag der Ernte kommen wird. Schließlich gilt für die Unterscheidung der wahren von den falschen Prophetinnen und Propheten die deutliche Warnung Jesu:

Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch in Schafskleidern, im Inneren aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen. Matthäus 7,15-20

Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen. Epiktet (50-138 n.Chr.)

Die neuen Aussätzigen

Die Maßnahmen zur Unterbrechung möglicher Infektionsketten sind sicher in jedem Fall sinnvoll. Auch wenn es zur Zeit so aussieht, dass der Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion in der Regel milde ist, ist gegenwärtig noch zu wenig über das Virus bekannt. Solange kein Impfstoff zu Verfügung steht, ist jeder vernünftige Versuch der viralen Ausbreitung Einhalt zu gebieten, sicher sinnvoll. Nicht sinnvoll sind Hysterie und Panik, die entstehen, wenn Menschen von Quarantäne, der Abriegelung ganzer Städte, Erklärung von Notständen und sogar dem Einsatz von Militär hören7). Wer Anfang des Jahres 2020 hustet oder niest, muss nicht mehr nur mit bösen Blicken rechnen. Ob einfache Erkältung oder Corona-Infektion – man hört es dem Hustenden ja nicht an. Mancherorts kann man beobachten, wie die Menschen sofort auf Distanz gehen. Was hilft da schon der Hinweis, dass Menschen von allgemein gutem Gesundheitszustand gegenwärtig kaum etwas Lebensbedrohliches bei einer Corona-Infektion zu befürchten haben. Hustende und Nießende scheinen potentiell gefährlich zu sein. Sind sie die Aussätzigen der Gegenwart? Aussätzige, zu denen man auf Distanz bleiben sollte? Aussätzige, die sicher besser selbstbezichtigend erkennbar machen sollten, damit man ihnen erst gar nicht zu nahe kommt, so wie früher die Aussätzigen rufend oder glöckchentragend schon von Ferne vor jeder Art von Kontaktaufnahme warnen mussten? Diese Praxis bildet jedenfalls den Hintergrund der Begegnung der zehn Aussätzigen mit Jesus:

Und es geschah auf dem Weg nach Jerusalem: Jesus zog durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa. Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie rein. Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm. Dieser Mann war ein Samariter. Da sagte Jesus: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden? Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet. Lukas 17,11-19

Begegnungen der Menschlichkeit

Im Text bleibt die Distanz der an Aussatz Erkrankten zu Jesus anfänglich bestehen. Man unterhält sich rufend auf Distanz (φωνὴν λέγοντες – gesprochen phonèn légontes). Auch Jesus berührt sie nicht, sondern spricht zu ihnen. Erst nach erfolgter Heilung kehrt einer der Zehn zu Jesus zurück, wirft sich ihm zu Füßen und dankt ihm. Von den anderen neun hört man nichts. Man weiß nicht, ob sie Gott loben oder Jesus dankbar sind. Erneut erkrankt sein werden sie wohl nicht … Wenn sie sich den Priester gezeigt haben und von diesen amtlich festgestellt wird, dass sie rein vom Aussatz sind, werden sie in die menschliche Gemeinschaft resozialisiert werden. Auch bei ihnen schwindet die Distanz. Die Menschlichkeit Gottes, die in Jesus, dem menschgewordenen Gott, sichtbar wird, ist vorbehaltlos. So werden alle Zehn gesund, der eine, der dankbar zu Jesus umkehrt, wird aber zusätzlich durch das Wort von ihm beschenkt und bestärkt:

Dein Glaube hat dich gerettet. Lukas 17,19

Die Aktivierung und Selbstermächtigung, die aus diesen Worten spricht, werden den so Angesprochenen im Leben begleiten. Das Wort wirkt weiter heilend an Körper und Seele. Die Begegnung mit den Kranken ist eine Begegnung der Menschlichkeit, wie sie sich auch in der anderen Erzählung von der Heilung eines Aussätzigen widerspiegelt:

Ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein! Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an und sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat – ihnen zum Zeugnis. Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm. Markus 1,40-45 parr

Berührungen

Anders als in der Erzählung von der Heilung der zehn Aussätzigen, bei der die Distanz hervorgehoben wurde, steht hier von Anfang an die Nähe zwischen Jesus und dem Aussätzigen im Zentrum. Das ist an sich aufgrund der Verpflichtung Aussätziger, auf Distanz zu bleiben, unerhört. Der Aussätzige bricht jede Regel, wenn er zu Jesus kommt und vor ihm auf die Knie fällt. Die Ansteckungsgefahr ist durch diese Nähe einfach zu groß. Jesus aber nimmt kein Reißaus. Es gibt keinen Fluchtreflex. Ganz im Gegenteil: Er lässt sich vom Schicksal des Aussätzigen im Innersten berühren. Wo die Einheitsübersetzung von 2016 „er hatte Mitleid mit ihm“ übersetzt, verzeichnet der griechische Urtext das Wort σπλαγχνισθείς (gesprochen splangchnistheís), das wörtlich übersetzt „sich im Innersten/in den Eingeweiden“ berühren lassen bedeutet. Das Mitleid Jesu ist also mehr als ein bloßes Gefühl. Er lässt sich vom Schicksal des Aussätzigen berühren; mehr noch: er macht das Schicksal des Aussätzigen zu seinem Schicksal. Das Partizip σπλανγχνισθείς bringt eine übergroße Nähe ins Spiel, die – vom Aussätzigen gegen alle guten Gepflogenheiten und geltendes Recht intendiert – nun von Jesus selbst erwidert wird. Es ist, banal gesprochen, als gäbe man jemandem, der gerade in die Hand genießt hat, einen festen Händedruck in eben jene Hand!

Tatsächlich bestätigt der Text diesen Befund, wenn er davon spricht, dass Jesus die Hand ausstreckt und den Aussätzigen berührt. Das ist sehr konkret, somatisch, fasslich, wörtlich: haptisch (vgl. das Verb ἥψατο – gesprochen: hépsato in Markus 1,41). Diese Grenzüberschreitung ist offenkundig von einem großen Gottvertrauen getragen, denn es steht die Frage im Raum, ob Jesus selbst sich nicht ängstigt, selbst vom Aussatz befallen zu werden. Aber das Gegenteil geschieht: Der Aussätzige wird geheilt, muss sich aber – wie die zehn Aussätzigen – zur vollständigen Resozialisierung und Reintegration den Priestern zeigen.

Distanzlosigkeiten

Heutzutage kann man hingegen beobachten, wie selbst bei kleineste Erkältungen die Menschen auf Distanz bleiben. Man möchte sich dann zwar nicht die Hände schütteln, schüttelt sie dann aber doch abwehrend in der Luft. Man möchte sich nicht berühren, berührt aber Klinken, Besteck an Buffets, kauft frisches freiliegendes Obst im Supermarkt, das von wer weiß wie vielen berührt wurde, und verkehrt selbstverständlich auf liebgewordenen Massenveranstaltungen in Stadien und Festsälen. Hauptsache, man gibt sich nicht mehr die Hand! Wahrlich: Im Volk derer, die einst dichteten und dachten, ist man nicht mehr ganz dicht im Dach.

Tatsächlich begegnet man auch in der Kirche der geheimnisvollen Gefahr des Corona-Virus. Weihwasserbecken werden geleert und die Mundkommunion vorübergehend untersagt. Die Austeilerinnen und Austeiler der Kommunion werden angehalten, sich nach der Kommunion diskret die Hände zu desinfizieren (müsste man das konsequenterweise nicht auch vorher tun?) und die konkomitante Praxis der Auslassung der Kelchkommunion erfährt eine Aktualisierung ihres Ursprungs aus mittelalterlich epidemialen Seuchenzeiten. Was soll man angesichts solch gesundheitsbewusster Weisungen von jenem Ratschlag aus dem Jakobusbrief halten, auf den sich immerhin das Sakrament und der Ritus der Krankenkommunion zurückführen lässt:

Ist einer von euch bedrückt? Dann soll er beten. Ist jemand guten Mutes? Dann soll er ein Loblied singen. Ist einer unter euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben. Jakobus 5,13-15

Kaum ein Sakrament ist von so einer somatischen Nähe und Distanzaufhebung geprägt wie das Sakrament der Krankensalbung. Salbungen gehen eben nicht auf Distanz!

Mit Gottvertrauen und verständiger Vernunft!

Der Fluchtreflex vieler Menschen ist nur allzu verständlich. Er rührt von Vorerfahrungen her, die Vorahnen gemacht haben und Vorahnungen auslösen. Wer aber nicht weiß, wohin er sich fliehend in Sicherheit bringen kann, weil die Gefahr schon überall lauern kann, muss seine Hilflosigkeit kompensieren. Corona morbus coronae creatonis – Corona wird zur Krankheit der Krone der Schöpfung; ein Virus zeigt der Krone der Schöpfung ihre Grenzen auf!

Die sich allgemein als aufgeklärt wähnende Gesellschaft erlebt in solchen Zeiten, dass auch der moderne Mensch mehr seinen Instinkten, Reflexen und Trieben ausgeliefert ist, als die Vernunft eigentlich zulassen sollte. Der Mensch ist eben kein Geistwesen, sondern aus Fleisch und Blut. Vielleicht sollten hier die, die dem vom Kreuzestod Auferstandenen folgen, wie so oft in der Geschichte die Krankheit beim Namen nennen, ihr ihren geheimnisvollen Schrecken nehmen und mit notwendiger Wachsamkeit, angemessener Vorsicht, aber ohne Hysterie und Panik, damit mit verständiger Vernunft und nicht zuletzt einem gesunden, keinem naiven (!) Gottvertrauen Gelassenheit walten lassen im Umgang mit Krankheiten. Der Verstand ist eine Gabe, die auch Aufgabe ist!

Empfehlen Sie diesen Artikel weiter
  • Share this on WhatsApp
  • Share this on Linkedin
Wenn Sie über die Veröffentlichung neuer Texte informiert werden möchten. schicken Sie bitte eine E-Mail, mit dem Betreff „Benachrichtigung“, an mail@dei-verbum.de

Bildnachweis

Titelbild: Corona Virus (iXimus) – Quelle: Pixabay – lizenziert mit Pixabay License.

Video: Kath 2:30 – Episode 30: parakaleîn (Katholische Citykirche Wuppertal/Christoph Schönbach) – Quelle: Vimeo – alle Rechte vorbehalten.

Einzelnachweis   [ + ]

1. Vgl. hierzu die Information auf der Homepage des Robert Koch Instituts (FAQ zum Coronavirus SARS-CoV-2) – Quelle: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste.html [Stand: 1. März 2020].
2. Aktuelle Fallzahlen veröffentlicht das Robert Koch Institut unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html [Stand: 1. März 2020].
3. Vgl. hierzu die Information auf der Homepage des Robert Koch Instituts (FAQ zum Coronavirus SARS-CoV-2) – Quelle: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste.html [Stand: 1. März 2020].
4. Vgl. hierzu die Information auf der Homepage des Robert Koch Instituts unter https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Influenza/FAQ_Liste.html [Stand: 1. März 2020].
5. Das Robert Koch Institut schreibt hierzu: „Wie andere respiratorische Erreger kann eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus zu Symptomen wie Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber führen, einige Betroffene leiden auch an Durchfall.“ (Quelle: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste.html [Stand: 1. März 2020]).
6. Vgl. hierzu das Facebook-Posting von Erik Flügge unter https://www.facebook.com/fluegge.erik/posts/1287382698118769 [Stand: 1. März 2020], der die Einlassungen Adina Selins kritisch analysiert und dabei auch die merkantilen Hintergründe beleuchtet.
7. Vgl. hierzu die Meldung von tagesspiegel-online vom 24.2.2020 unter https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/coronavirus-in-europa-kein-grund-zur-annahme-dass-man-in-deutschland-staedte-abriegeln-muss/25577386.html [Stand: 1. März 2020].
Weitere Beiträge:

7 Replies

  1. .
    Als langjähriger Hygieniker ärgere ich mich schon über die Dummheit und Ignoranz mancher Verantwortlicher gerade auch in der Kirche.
    In unserem Bistum wurden vor einer Woche Hygieneregeln für den Gottesdienst verkündet und auch vorige Woche am 1. Fastensonntag konsequent angewendet.
    Aber bereits heute am 2. Fastensonntag wurde das von einem anderen – jungen – Priester offensichtlich nicht recht ernst genommen und sehr lax gehandhabt.
    Ich finde, ein Priester hat hier Vorbildcharakter für die Gemeinde und sollte die Hygieneregeln auch sichtbar einhalten und ggf. begründet ab und zu darauf hinweisen.
    Im Augenblick sind wir in Norddeutschland noch nicht akut vom Coronavirus betroffen – es wäre aber wichtig, sich bereits jetzt auf die nächste akute kühle Jahreszeit ab Herbst 2020 einzustellen, da wir voraussichtlich mind. bis Sommer 2021 noch keinen Impfschutz dagegen haben werden.
    Ich halte die öffentlichen Prognosen des Prof. Drosten von der Berliner Charité von 60-70% Durchseuchungsrate in der bundesdeutschen Bevölkerung und ca. 280000 zusätzlichen Todesfällen (vorwiegend ältere Menschen) durchaus für realistisch.
    Also rechtzeitig Hygiene einüben – das ist auf absehbare Zeit wohl der einzige Schutz gegen das Virus.
    Stattdessen fasste sich besagter Jungpriester während der Predigt wiederholt mit der rechten Hand, mit der er ja später die Hl. Kommunion austeilt, an sein Kinn, gab der Kommunionhelfers u.a. am Altar den Kelch und zudem wurde u.a. ein stark husten Kleinkind während des Kommunionganges von der Kommunionhelferin mit der rechten Hand unter Berühren der Stirn gesegnet.
    “Natürlich” wurde auch weiterhin der Spendenkorb nach den Fürbitten herumgereicht, obwohl ich auf das Risiko von Kontamination hierdurch schon schriftlich in der Woche hingewiesen hatte.
    Ich bin aus stillem Protest ob solch laxem Umgangs mit der Hygiene der Kommunion ferngeblieben und werde das in ähnlichen Fällen auch in Zukunft so handhaben.
    Nach der Messe verabschiedete besagter Priester die Gläubigen wie gewohnt einzeln am Ausgang – wahrscheinlich zumindest in Einfällen gar per Handschlag. Ich hörte nur, wie er zu einer alten Frau im Rollstuhl erwiderte, man müsse ja auch etwas Gottvertrauen haben – ob sich das auf die Ansteckungsgefahr mit Coronaviren bezog, weiß ich nicht – ich mache diesen Zirkus mit der Einzelverabschiedung schon seit längerem nicht mehr mit und benutze einen Seitenausgang.
    Jedenfalls ist es so kein Wunder, dass die Voraussagen des führenden Coronavirus-Experten Drosten höchstwahrscheinlich eintreffen wrrden.
    Dann ist der Jammer groß in der nächsten Wintersaison und keiner weiß, warum das alles so kommen musste, nicht wahr?

    • Danke für diesen Kommentar. Wenn der junge Priester da mit einer offenkundig großen Naivität darauf, man müsse doch auch Gottvertrauen haben, handelt er meine Erachten grob fahrlässig. Gottvertrauen ist ja an sich nicht schlecht, aber es kann wohl kaum bedeuten, dass man den eigenen Verstand abschaltet, den der ist ja eine Gabe Gottes. Ich stimme Ihnen zu: Gerade hier ist es wichtig, mit gutem Vorbild voran zu gehen.

      • Für kommendes Wochenende sind in unserem Bundesland alle Gottesdienste (sowohl ev. als auch kath.) abgesagt.

        So geht’s also dann auch – aber für besser hielte ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt doch, sich wirklich ernsthaft um eine konsequente Hygiene zu bemühen – dann könnten m.E. auch noch Hl. Messen stattfinden, so wie ja auch die lebensnotwendigen Aktivitäten wie Einkaufen, Arzt- , Friseur- oder Apothekenbesuche nicht untersagt sind.
        Oder wird Gottesdienst in vor austeilenden Gehorsam seitens der Kirchenverantwortlichen gleichgesetzt mit entbehrlichen Freizeitvergnügungs-Veranstaltungen wie Sport, Theater, Konzerte oder Kunstausstellungen?

  2. Die Handreichung der Kommunion?

    Das Altersheim mit Kapelle meiner Mutter, die im letzten April heimgerufen wurde, hat die Kapelle, das Restaurant usw., geschlossen.

    Aus Gewohnheit und weil das Essen und die Sicht auf die Stadt mit dem Kirchtum gut war, ging ich am Sonntag wie bisher wie gewohnt Mittagessen.

    Ich kann mir vorstellen, dass das Unterlassen von Gottesdiensten vor allem für gläubige Menschen ein Problem ist. An gewöhnlichen Sonntagen waren ca. 20 – 30 Gottesdienstbesucher vor Ort.

    Die Distanz vom Priester und den Gläubigen ist ist im Gottesdienst vorhanden (kann zweideutig ausgelegt werden).

    Einzig die Frage, wie die Heilige Kommunion gereicht werden soll ist eine echte Herausforderung? Zum Glück ist die alte, mir unbekannte Reichung der Kommunion in den Mund, unbekannt.

    Die Handreichung der Kommunion in Handschuhen ist auch problematisch.

    Man soll Gott und den Coronavirus nicht herausfordern, aber ein wenig Gottvertrauen kann nicht schaden.

    • Es gibt hier im Erzbistum Köln entsprechende Anweisungen. Die Mundkommunion ist untersagt. Die, die Koomunion austeilen, sollen sich „dezent“ vor und nach der Kommunionausteilung die Hände desinfizieren. Ich habe entsprechende Möglichkeiten schon in vielen Kirchen gesehen. Es gibt also einen Weg, die Kommunion auszuteilen, ohne die notwendige Hygiene in diesen Zeiten zu vernachlässigen.

  3. Warum waschen sich Moslem’s vor dem Gebet?

    Zitat aus Wikipedia:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Wud%C5%AB%27

    Wudū’ (arabisch وضوء, DMG Wuḍūʾ; persisch آبدست āb-dast, zusammenbgesetzt aus āb ‚Wasser‘ und dast ‚Hand‘; türkisch abdest) ist die kleine rituelle Waschung im Islam zur Erzielung der rituellen Reinheit (tahāra).

    Wie viele Bestandteile des islamischen Ritualrechts unterliegt auch der Wuḍūʾ vielfältigen Kontroversen bezüglich der zugehörigen obligatorischen (farḍ) und freiwilligen (sunna bzw. mandūb) Bestandteile einerseits und der Umstände, die es ungültig werden lassen andererseits (nawaqid). Dies folgt aus der unterschiedlichen Bewertung der Prophetenaussprüche und des Koran­textes, deren Argumentationen auf Basis der Regeln der arabischen Sprache geschehen.

    Ablauf

    Brunnenbecken im Hof der Medersa Bou Inania in Meknès

    Der eigene Zustand der rituellen Reinheit (arab.: طهارة, ṭahāra), welcher durch den Wuḍūʾerreicht wird, ist Voraussetzung für die Gültigkeit des Gebets. Dies leitet sich aus den Hadithen Mohammeds ebenso ab, wie aus dem Koran:

    „Ihr Gläubigen! Wenn ihr euch zum Gebet aufstellt, dann wascht euch (vorher) das Gesicht und die Hände bis zu den Ellenbogen und streicht euch über den Kopf und (wascht euch) die Füße bis zu den Knöcheln! […]“

    – Übersetzung Rudi Paret: Sure 5, Vers 6

    Auf diesen Vers gründet sich der Kern des ritualrechtlich festgelegten Ablaufes der Reinigung, der von allen vier islamischen Rechtsschulen anerkannt wird. Je nach Rechtsschule können weitere Pflicht-Bestandteile hinzutreten.

    Man verbleibt nach gültigem Wuḍūʾ in diesem Zustand der rituellen Reinheit bis dieser Zustand aufgehoben wird, beispielsweise durch Stuhlgang, Urinieren, Abgang von Darmgasen, Schlaf u. a. Das heißt, dass nicht notwendigerweise vor jedem nächsten Gebet eine erneute rituelle Reinigung in Form von Wuḍūʾ notwendig ist, solange man sich noch im Zustand der rituellen Reinheit befindet.

    Der Schāfiʿit al-Ghazālī nennt sechs unabdingbare Bestandteile einer kleinen rituellen Waschung:

    Die Bekundung der Absicht
    das Waschen des Gesichts
    das Waschen der Hände (bis zu den Ellenbogen)
    das Streichen über den Kopf
    das Waschen der Füße und
    das Einhalten dieser Reihenfolge.

    Unter gewissen Umständen ist es statthaft, über Kopfbedeckungen wie Turbane und über Ledersocken mit feuchten Händen zu streichen (Masah / مسح / ‚Masaḥ‘)[1] Darüber hinaus nennt er 18 empfohlene Elemente, wie das Ausspülen des Mundes, das Überstreichen der Ohren usw. Das Benutzen eines Siwak wird in der Regel gesondert als empfehlenswert behandelt, soll doch Mohammed gesagt haben: „Ein Gebet mit Siwak ist besser als 70 Gebete ohne Siwak.“[2]

    Die Notwendigkeit des Wuḍūʾ vor dem Berühren des Koranexemplars (siehe 56:77 ff) und dem Umkreisen der Kaaba während der Pilgerfahrt wird von den Rechtsgelehrten im Allgemeinen bejaht.

    Über den obligatorischen Gesichtspunkt des Wuḍūʾ hinaus gibt es mannigfaltige Äußerungen über Umstände, für die es empfohlen sei.

    Die vorherige Bekundung der Absicht hat Pflichtcharakter bei allen Rechtsschulen, außer der hanafitischen. Dies wird zurückgeführt auf den Prophetenausspruch „Die Taten sind entsprechend den Absichten“.[3]

    • Auch für die frühkirchliche Feier des Brotbrechens gab es solche Anweisungen. Als Beispiel mag eine Predigt des Erzbischofs Caesarius von Arles (470-542) dienen, die nicht nur ein Beleg für die frühchristliche Praxis Handkommunion ist, die älter als die der Mundkommunion ist, sondern auch ein grundlegendes Bewusstsein der rituelle Reinheit (vielleicht auch der Hygiene) intendiert. Dort heißt es: “Alle Männer waschen sich die Hände, bevor sie zum Altar treten, und die Frauen halten ein reines Tüchlein, worauf sie den Leib Christi empfangen.” – Auch hier könnte also wie in so vielen Dingen der Kirche gelten: Ad fontes! Zurück zu den Quellen!