Glossar

  • Altehrwürdiges Testament
    Die Einführung des Begriffs „Altehrwürdiges“ Testament ist ein Vorschlag bzw. ein Versuch dem Vorurteil zu begegnen, das sogenannte „Alte Testament“ sei durch das Neue Testament überholt oder relativ zum Neuen Testament gesehen niedriger einzustufen. Bisherige Lösungsversuche wie „Erstes Testament“ lösen dieses Problem nicht wirklich, weil auch ein „Zweites Testament“ das erste ja ablösen würde. Vielmehr ist das Neue Testament aus christlicher Sicht ein Zusatz zum sogenannten „Alten Testament“. Der Begriff „Altehrwürdig“ soll die bleibende Bedeutung und Ehrwürdigkeit unterstreichen.
  • Aorist
    Aorist - vom griechischen ἀ-όριστος (gesprochen: a-óristos) - soviel wie "unbestimmte Zeit". Der Aorist bezeichnet eine im Altgriechischen vorzufindende Tempusform, die bei punktuellen und einmaligen, abgeschlossenen Handlungen verwendet wird. Je nach Verwendung kann er unter anderem den Anfangspunkt bezeichnen (ingressiver Aorist), aber auch den Anfangs- und Endpunkt als Ganzes ausdrücken (komplexiver Aorist). Der komplexive Aorist wird auch für wiederholte Handlungen verwendet, wenn die Wiederholung begrenzt und summiert ist. Wenn eine allzeit gültige Handlung beschrieben wird - etwa in Sentenzen - wird der gnomische Aorist verwendet. Auch in Briefen wird häufig Aorist verwendet (Briefaorist oder Aorist des Briefstils). Er wird dann statt des Präsens gewählt, insofern der Autor sich imaginär in die Zeit versetzt, in der der Empfänger den Brief liest. So gesehen bezeichnet der Aorist in sich weniger eine Zeitforum, sondern eher eine Aktionsart.
  • Apokryph
    Das Wort "apokryph" ist griechisch und bedeutet "verborgen". Als "akpokryph" werden in der katholischen Tradition Schriften bezeichnet, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden; die evangelische Tradition bezeichnet diese Schriften als "Pseudepigraphien" ("Apokryph" werden in der evangelischen Theologie alttestamentarische Schriften bezeichnet, die nur in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes, vorkommen). Für die Nichtaufnahme in den biblischen Kanon können verschiedenen Gründe vorliegen: Die Schriften wurden nicht allgemein anerkannt oder waren nur lokal verbreitet; sie können auch als häretisch - also als Irrlehre - eingestuft worden sein. Letzteres betrifft nicht wenige Schriften, die eine gnostische Theologie aufweisen. Manche Schriften sind auch erst nach Abschluss der Kanonbildung entstanden. Die apokryphen Schriften sind wichtige Zeugen der theologischen Auseinandersetzungen in frühchristlicher Zeit. Ihr Studium ist auch heute noch gewinnbringend. Allerdings werden sie nicht mehr, wie die kanonischen Texte, in der Liturgie gelesen.
  • Argumentatio
    Die "Argumentatio" (lat.: Argumentation) ist in der antiken Rhetorik neben der "narratio" der zweite Hauptteil einer Rede bzw. eines Briefes. Sie stellt die eigentliche "Beweisführung" dar, mit der eine These, die sich aus der narratio, der Darlegung eines gegebenen Sachverhaltes, ergibt, begründet werden soll. Die argumentatio kann aber auch die Entwicklung eines oder mehrerer Gedankengänge beinhalten, die schließlich in eine conclusio, einer Schlussfolgerung mündet, die der Redner oder die Redner bzw. der Briefautor oder die Briefautorin anstrebt. Dabei kann die argumentatio mehrstufig aufgebaut sein und zielt auf eine entsprechende Überzeugung oder Verhaltensänderung der Leserinnen bzw. Zuhörer.
  • Aschera
    „Aschera“ bezeichnet im Alten Orient sowohl eine Göttin als auch ein Kultsymbol. In Ugarit war Aschera Partnerin von El, dem höchsten Gott des Pantheons. Somit war sie die Mutter der 70 Götter. Die etymologische Ableitung des Namens ist ungeklärt. Diskutiert werden hauptsächlich zwei Möglichkeiten: 1.) Abgleitet von einem ugaritischen Verb könnte es soviel bedeuten, wie „die Göttin, die über das Meer schreitet“. 2.) Oder der Namen hängt zusammen mit einem im Akkadischen und im Ugaritischen belegten Wort für „heiliger Ort / Heiligtum“.
  • Baal
    „Baal“ war im syrisch-levantinischen Raum typischerweise die Bezeichnung des Wettergottes. Erste Belege finden sich bereits 2300 v. Chr. Es handelt sich um einen sprechenden Namen, der übersetzt „Besitzer, Herr, Ehegatte“ bedeutet.
  • Captatio benevolentiae
    Als Captatio benevolentiae (übersetzt: Einfangen des Wohlwollens) bezeichnet man seit der Antike in der Rhetorik eine Figur, mit der eine Rednerin bzw. ein Redner (beide werden im Folgenden inklusiv als "Rhetor" bezeichnet) das Wohlwollen des Publikums gewinnen will. Auch in Texten, die als schriftliche Rede (wie z.B. in Briefen) eine rhetorische Strategie verfolgen, ist die captatio benevolentiae zu finden. Die captatio benevolentiae findet sich in der Regel am Beginn einer Rede bzw. eines Textes. Mit ihrer Hilfe wird die rhetorische Basis zwischen Rhetor und Publikum hergestellt, auf der erst die weiteren Ausführungen, Darstellungen und Argumentationen gelingen können. Die captatio benevolentiae ist umso wichtiger, je größer die Distanz zwischen Rhetor und Zuhörern ursprünglich war. Je bedeutsamer eine captatio benevolentiae in diesem Sinn ist, desto weniger darf sie sich auf formelhafte Floskeln stützten. Demgegenüber kann ein Rhetor davon ausgehen, dass er durch eine überraschende und kreative captatio benevolentiae das Publikum in einer besonderen Weise für sich einnimmt.
  • Delimination
    Delimination ist ein Begriff aus der Literar- bzw. Redaktionskritik. Wörtlich bedeutet er "Abgrenzung". Im literarkritischen Sinn bezeichnet er die Abgrenzung ursprünglich selbstständiger Texte, die im vorliegenden Zustand zu einem neuen Textganzen zusammengefügt wurden. Redaktionskritisch wird er verwendet, um textinterne Abgrenzungen von Abschnitten zu bezeichnen. Hier dient er vor allem dazu, die innere Dramaturgie oder den Gedankenfortschritt innerhalb eines Textes deutlich zu machen.
  • Derivation
    Als Derivation - deutsch auch "Ableitung" - wird ein Verfahren der Wortbildung bezeichnet. Auch das Entstehen von Wortformen - etwa das Ableiten von Substantiven aus Verben - wird als Derivation verstanden.
  • Doketismus
    Vom Griechischen δοκεῖν (gesprochen: dokeîn) - „scheinen“. Als Doketismus bezeichnet man die im Konzil von Nicäa (325 n.Chr.) verworfene Lehre, Jesus sei nicht Mensch, sondern nur Gott gewesen. Jesus Leib sei deshalb ein nicht leidensfähiger Scheinleib gewesen. Folglich kann er auch nicht am Kreuz gestorben sein. In seiner Göttlichkeit schien es nur so, als habe er gelitten und sei am Kreuz gestorben. Das Problem des Doketismus ist, dass es dann konsequenterweise auch keine Auferstehung von den Toten gegeben hat.
  • Epistel
    Brieftexte mit gehobenem Anspruch. Oft auch Sammlungen ursprünglich eigenständiger Texte, die thematisch oder durch den/die gemeinsame/n Urheber/Urheberin mehr oder weniger konsistent miteinander verbunden sind. Oft wurden "Episteln" in Gottesdiensten abschnittweise vorgelesen. Die Liturgie scheint ein ursprünglicher "Sitz im Leben" von Episteln gewesen zu sein.
  • Erzähltextanalyse
    Die Erzähltextanalyse gehört zu den exegetischen Methoden, die insbesondere bei Texte mit erzählerischem Charakter Anwendung finden. Die Erzähltextanalyse untersucht die in einem Text vorkommenden Personen und ihre Stellung zueinander. Außerdem befasst sie sich mit den Handlungen der Personen und den Orten. Auf diese Weise wird die innere Dramaturgie eines Textes erhoben. Hinzu die Frage, wie eine Geschichte erzählt wird. Leitfragen sind: Was wird wie von wem an welchem Ort erzählt? Die Erzähltextanalyse geht davon aus, dass die in Erzählungen dargebotenen Fakten nicht grundlos vorgetragen werden. Sie schaffen eine Szene und nehmen den Hörer/die Hörerin bzw. die Leserin/den Leser in den Text hinein. Insbesondere die sog. Leerstellen eines Textes spielen hier eine wichtige Rolle, weil sie von den Rezipienten unmittelbar gefüllt werden. Die Erzähltextanalyse untersucht deshalb auch die vom Autor verwendeten Mittel der Leserlenkung: Wohin will der Text den Leser/die Leserin bewegen?
  • Gattungskritik
    Die Gattungskritik ist eine exegetische Methode, die sich mit der Analyse der äußeren Form bzw. Gattung von Texten befasst. Die Einordnung eines Textes in eine Gattung ist von hoher Bedeutung für die Auslegung. Gedichte sind anders zu interpretieren als Erzählungen, Gleichnisse anders als Berichte, Briefe anders als mythische Erzählungen usw. Je nach Gattung kommt gegebenenfalls ein spezifisches exegetisches Methodenrepertoire zur Anwendung.
  • Genitivus subjektivus
    Der Genitivus subjektivus ist eine Funktion des Genitivs, bei der das im Genitiv stehende Wort als Subjekt einer Handlung auftritt, die das durch den Genitiv näher beschriebene Substantiv (das sogenannte "regierende Substantiv") determiniert (Beispiel: Die Interpretation des Exegeten - Der Exeget interpretiert). In Abgrenzung dazu bezeichnet der Genitivus objektivus eine Handlung, bei der das im Genitiv stehende Wort als Objekt einer durch das regierende Substantiv auftritt (Beispiel: Die Interpretation des Exegeten - der Exeget wird interpretiert [etwa seine Auslegung selbst]). Ob es sich bei einem Genitiv um einen Subjektivus oder eine Objektivus handelt, kann häufig erst durch den sinnstiftenden Kontext entschieden werden.
  • Glossolalie
    Als Glossolalie bezeichnet man das Phänomen der Zungenrede (γλῶσσα - gesprochen: glôssa/Zunge - λαλεῖν - gesprochen laleîn/sprechen). Bei der Zungenrede handelt es sich um ein unverständliches Lallen bzw. Sprechen. Es galt in der korinthischen Gemeinde zur Zeit des Paulus als besondere Gnadengabe des Heiligen Geistes. Die unverständliche Stammelei wurde als Ergriffensein durch den Heiligen Geist gewertet, das Stammeln selbst als Gebet. Paulus selbst wendet sich kritisch gegen die Glossolalie (vgl. 1 Korinther 14,2-25): Die Stammelei hat ohne einen Deuter keinen Sinn. Wo aber ein Deuter das Lallen auslegt, ist die Glossolalie an sich unnötig. Paulus empfiehlt deshalb eine Verkündigung mit Verstand.
  • Hapaxlegomenon
    Von griechisch ἅπαξ (gesprochen: hápax - Bedeutung: "einmal") und λεγόμενον (gesprochen: legómenon - Bedeutung: "was gesagt wird"). Als Hapaxlegomenon bezeichnet man ein Wort, das nur einmal innerhalb eines Textes oder eines Textkorpus vorkommt. Innerhalb der neutestamentlichen Wissenschaft bezeichnet man mit diesem Begriff Wörter, die ein einziges Mal innerhalb des Neuen Testamentes vorkommen.
  • Horeb
    Der Berg Horeb ist die im Buch Deuteronomium verwendete Bezeichnung für den Berg Sinai. Es handelt sich um den Ort der Gotteserscheinung nach dem Auszug aus Ägypten. An diesem Berg wurden gemäß der Darstellung der Bibel alle wichtigen Gesetzeskorpora (z. B. die Zehn Gebote) offenbart. Der Berg lässt sich heute nicht mehr lokalisieren. Man kann nur sicher sagen, dass er südlich von Be‘er Sheva und außerhalb des verheißenen Landes liegt.
  • Interpolation
    Vom lateinischen „interpolatio“ - Umgestaltung, Verfälschung, Einfügung. Als Interpolation bezeichnet man in der Exegese einen nicht zum ursprünglichen Text gehörenden Einschub oder eine Erweiterung durch Wörter oder sogar Sätze, die nicht vom eigentlichen Autor des Textes stammen. Es ist Aufgabe der Textkritik, solche Interpolationen zu identifizieren. Die Interpolation wird bisweilen auch als „Glosse“ bezeichnet.
  • Ipsissima vox
    Als "ipsissima vox" (ureigenste Stimme) bezeichnet man in der biblischen Wissenschaft Worte, die als unmittelbar von Jesus Christus ausgesprochen angesehen werden. In der literarkritischen Forschung gehören sie in der Regel der sogenannten "Logienquelle Q" an. In ihnen liegt ein Stück ursprünglicher Verkündigung Jesu vor, insofern man einzelne Worte Jesu gesammelt, aufbewahrt und möglichst wortgetreu weitergegeben hat. Häufig spricht man auch von den "ipsissima verba" (ureigensten Worten) Jesu.
  • JHWH
    Das sogenannte "Tetragramm" (von griechisch τέτρα/tétra - vier und γράμματος/grámmatos - Buchstabe) JHWH (hebräisch ‏יהוה‎; engl. auch YHWH) ist der in der erzählten Zeit von Exodus 3,1-18 geoffenbarte Eigenname Gottes. Er wird aber schon im Buch Genesis verwendet. Die Herkunft des Wortes, seine Etymologie, ist ungeklärt. Deshalb wird er eigentlich auch nicht übersetzt. Exodus 3,14 erklärt den Namen durch eine Verbform, die in deutschen Übersetzungen meist mit "Ich bin, der ich bin" wiedergegeben wird. Allerdings sind auch die Übersetzungen "Ich war, der ich sein werde", "Ich werde sein, der ich sein werde", "Ich bin, der ich war" usw. möglich. Es ist also nicht klar, ob es sich bei dem Tetragramm JHWH um einen Namen oder um eine Wesensbeschreibung handelt. Die jüdische Tradition vermeidet das Aussprechen des Gottesnamens JHWH aus Ehrfurcht vor Gott. Bei der Verlesung der Thora wird er meist ersetzt durch das hebräische Wort אֲדֹנָי/Adonai - "Herr"; aber auch השם/haschem - "der Name" und andere Ersatzlesarten sind möglich. Die aus dem Mittelalter stammende Vokalpunktation der Masoreten kennt neben der Volkalisation des an sich konsonantischen Tetragramms durch die Vokale des Wortes Adonai in einigen Fällen auch die Vokalisation mit "Elohim" (hebr. אלהים - eine weitere hebr. Bezeichnung in der Bibel für Gott). Aus der Adonai-Vokalisation entstand die häufig anzutreffende Lesart "Jehova", die sich seit dem Mittelalter verbreitete.
  • Kalifat
    Das Kalifat ist eine islamische Regierungsform, in der die weltliche und die geistliche Führung in einer Person vereint sind. Das Wort Kalifat selbst leitet sich vom Arabischen Wort für „Nachfolger bzw. Stellvertreter“ ab. Es bezeichnet die Herrschaft, das Amt oder das Reich eines Kalifen. Der Kalif beansprucht sowohl die Führungsrolle innerhalb der Religion als auch die weltliche Macht. Das Kalifat entspricht Mohammeds Machtposition in Medina.
  • Kerygma
    Als "Kerygma" (griechisch: κήρυγμα - gesprochen: kérygma, übersetzt: Bekanntmachtung, Predigt) bezeichnet man die christliche Verkündigung. Das Kerygma bezeichnet die nachösterliche Perspektive des Glaubens, die um die Tatsächlichkeit der Auferstehung weiß. Der kerygmatisch verkündete Jesus hat sich bereits als der Auferstandene erwiesen.
  • Konkordanz
    Konkordanz - von lateinisch concordare/übereinstimmen. Als Konkordanz wird ein Register bezeichnet, das Bibelstellen nach Stichworten auflistet. Konkordanzen sind wichtige Hilfsmittel für die Bibelarbeit, wenn es darum geht, Belegstellen zu bestimmten Stichworten zu finden oder die Häufigkeit von in der Bibel verwendeten Begriffen zu überprüfen.
  • Kontorsionist
    Ein Artist, der seinen Körper in extreme Positionen verdrehen und verbiegen kann.
  • Lasterkatalog
    Ein Lasterkatalog ist eine listenartige Aufzählung sittlicher Verfehlungen. Die Aufzählung von wünschenswerten Verhaltensweisen wird hingegen als Tugendkatalog bezeichnet. Das Neue Testament kennt verschiedene solcher Aufzählungen. Sie stellen meist ein rhetorisches Stilmittel dar und finden sich in der Regel als Gegenüberstellungen zu Tugendkatalogen. Neutestamentliche Lasterkataloge sind etwa Römer 1,29-32, Galater 5,19-21, 1 Korinther 6,9-10, 1 Timotheus 1,8-10. Lasterkataloge gibt es auch in nichtbiblischen Texten, etwa in der kynisch-stoischen Philosphie oder in der jüdischen Weisheitsliteratur. Sie stellen bereits in der Antike ein wichtiges rhetorisches Format dar.
  • Lectio brevior
    Eine Methode der Textkritik. Lectio brevior bedeutet "kürzere Lesart". Die Methode geht davon aus, dass bei vorliegen mehrere Lesarten einer Textstelle die jeweils kürzere die ursprünglichere ist, da es bei der Überlieferung der Texte eher die Tendenz zur Ausweitung und Erläuterung gibt, als die Tendenz zur Streichung. Gerade bei religiösen Texten ist die Streichung von Textteilen sogar nahezu unwahrscheinlich.
  • Lectio difficilior
    Eine textkritische Methode. Lectio difficilior bedeutet "schwerer verständliche Lesart". Die Methode geht davon aus, dass die jeweils schwerer verständliche Lesart die ursprünglichere ist, da es in der Überlieferung eher eine Tendenz zur Vereinfachung gibt.
  • Lineamenta
    Wörtlich: Umrisse. Als Lineamenta bezeichnet man ein Dokument zur Vorbereitung etwa einer ordentlichen oder außerordentlichen Bischofssynode.
  • Literarkritik
    Als Literarkritik bezeichnet man eine exegetische Methode, die die Einheitlichkeit von Texten untersucht. Nicht alle biblischen Texte sind aus einem Guss. Sie haben eine Vorgeschichte, bevor man sie redaktionell in die heute vorliegende Form - die sogenannte "kanonische Form" - gebracht hat. Die Literarkritik erforscht die Vorgeschichte der kanonischen Form. Letztere bezeichnet man auch als "synchrone Textgestalt", die Vorgeschichte als "textliche Diachronie". Methodisch sucht die Literarkritik nach (logischen) Brüchen im Text, die durch die redaktionelle Zusammenfügung entstanden sind, aber auch nach sachlichen oder sprachlichen Unstimmigkeiten. Auch auffällige Wiederholungen und Doppelungen können auf literarkritisch relevante Sachverhalte hinweisen.
  • Logienquelle
    Unter Logienquelle, die in der Forschung mit dem Kürzel "Q" (für Quelle") bezeichnet wird, versteht man nach der synoptischen Zweiquellentheorie eine weitere, nicht schriftlich fixiert vorliegende Quelle neben dem Markusevanglium. Die Logienquelle wird als Hypothese aus den Übereinstimmungen zwischen dem Matthäus- und dem Lukasevangelium gebildet, die sich nicht im Markusevangelium finden. Da es sich dabei vor allem um Sprüche oder Sentenzen aus dem Mund Jesu handelt, wird sie auch als "Spruchquelle" (das deutsche Äquivalent des Lehnwortes "Logienquelle") bezeichnet. Bei der Suche nach den ureigensten Worten Jesu, der ipsissima vox, bildet die Logienquelle eine wichtige Grundlage. Manche Forscher bezeichnen die Logienquelle deshalb auch als "Spruchevangelium".
  • LXX
    LXX ist eine gebräuchliche Abkürzung für die Septuaginta, die griechische Übersetzung des Alten Testamentes. Der Legende nach soll sie in Alexandrien in 70 Tagen und Nächten von 70 Gelehrten übersetzt worden sein. Das Kürzel "LXX" repräsentiert in römischen Zahlen die Zahl 70.
  • Manna
    Manna ist ein Produkt der Manna-Esche (Fraxinus ornus). Aus dem Baum gewinnt man durch Einschnitte in die Rinde einen Saft (genannt Manna cannelata). Der Saft kann auch durch natürliche Rindenwunden austreten. Als Manna bzeichnet man den an der Luft getrockneten Saft. Manna ist meistens weiß bis cremefarben und verdirbt an der Luft relativ schnell, da es Feuchtigkeit zieht. Manna bestehtneben Stachyrose und anderen Zuckern zu 90 % aus Mannitol . Geschmacklich erinnert es an Traubenzucker. Wegen seiner geringen Absorbierbarkeit im menschlichen Darm wirkt der hohe Mannitol-Anteil auch schwach abführend. Das sogenannte Manna-Wunder in Exodus 16,11-36 beschreibt authentisch den Vorgang. Der Tau (wahrscheinlich die aus der Rinde austretende Flüssigkeit), das nach dem Heben des Taus (Eintrocknen) zurückbleibende Manna, die durch die Stachyrose und andere Zucker verursachte Süsse, die auf die Verderblichkeit zurückgehende Warnung, nur eine Tagesration von einem Gomer aufzubewahren - all das entspricht den heute bekannten Eigenschaften des Manna. Selbst der Hinweis, pro Tag und Kopf maximal ein Gomer zu konsumieren, ist mit Blick auf die laxative Wirkung des Mannitol erklärbar. Ein Gomer ist ein Volumenmaß und entspricht etwa 3-4 Litern. Das ist gewissermaßen die zulässige Höchstdosis pro Tag.
  • Marcion
    Marcion/Markion - (* um 85 in Sinope in Pontus, † 160), Begründer des Markionismus. Der Markionismus war eine einflussreiche christliche Bewegung des 2. Jahrhundert. Sie war gnostisch beeinflusst. Ein besonderes Kennzeichen der Lehre Marcions ist nicht nur die Ablehnung des Alten Testaments als Wort Gottes. Er bereinigte auch den Bestand der zu seiner Zeit kursierenden christlichen Texte und reduziert sie auf einen Kanon, der aus zehn Paulusbriefen und einem marcionitischen Evangelium besteht, das wahrscheinlich stark vom Lukasevangelium inspiriert war, jedoch keine Verweise auf das Alte Testament enthielt.
  • Mischna
    Die Mischna ist die Weitergabe der mündlichen Lehre. Die jüdische Tradition geht davon aus, dass JHWH dem Mose am Sinai nicht nur die geschriebene Thora gab, sondern auch die mündliche Lehre, die selbst wieder mündlich weiter gegeben wurde. Diese Lehre beinhaltet neben Religionsgesetzen für alle Bereiche (der sogenannten "Halachah") auch weiteres Material (Geschichten, Gleichnissen und Begebenheiten ethischen Charakters, die sogenannte "Agadah").
  • Narratio
    Die Narratio (lat.: "Erzählung") ist ein Teil einer Rede oder eines Briefes. Die antike Rhetorik sieht in der narratio die Darlegung der der Rede bzw. des Briefes zugrundlegenden Sachverhalte. Sie bildet neben der meist folgenden und mitunter mehrstufigen "argumentatio" den (ersten) Hauptteil einer Rede bzw. eines Briefes. In der narratio werden die für die argumentatio, der eigentlichen Argumentation, notwendigen Sachverhalte dargelegt.
  • Optativ
    Der Optativ ist ein in manchen Sprachen - auch dem Altgriechischen - eigenständiger Modus eines Verbs, mit dem ein Wunsch ausgedrückt wird. In manchen Sprachen fällt er mit dem Konjunktiv zusammen. Der Optativ ist ein irrealer Modus, weil sich das Eintreten des Gewünschten nicht notwendigerweise ereignen muss.
  • Oxymoron
    Oxymoron - vom altgriechischen ὀξύμωρος (gesprochen: oxymoros), bestehend aus ὄξυς - scharf(sinnig) und μόρος - dumm. Das Oxymoron bezeichnet eine rhetorische Figur, bei der eine Formulierung aus zwei gegensätzlichen, sich einander ausschließenden Begriffen gebildet wird. Das Oxymoron findet als dramatischer Steigerungseffekt Verwendung oder um Aussagen, die schwer auszudrücken, wenn nicht gar unsagbar sind, in einen semantischen Kontrast zu zwingen und dadurch zum Ausdruck zu bringen.
  • par/parr
    Bei Stellenangaben insbesondere der synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) bezeichnet der Zusatz "parr" den Hinweis, dass es zu dieser Bibelstelle Parallelen in den jeweils anderen Texten gibt. Das einfache "par" verweist auf einen einzelnen Paralleltext. Bei der Verwendung des einfachen "par" wird gelegentlich durch den Zusatz "mt", "mk" oder "lk" auf das jeweilige Evangelium, das den Paralleltext enthält, verwiesen.
  • Paulinische Briefe
    Im Neuen Testament finden sich sieben Briefe, die unmittelbar Paulus als Autor haben. Zu diesen sogenannten "echten" Paulinen zählen: Römerbrief, 1. und 2. Korintherbrief, Galaterbrief, Philipperbrief, 1. Thessalonicherbrief und der Philemonbrief. Das älsteste dieser Schreiben ist der 1. Brief an die Thessalonicher. Im Neuen Testament werden außerdem weitere Texte dem Paulus zugeordnet, stammen aber aufgrund stilistischer und anderer Beobachtung wohl nicht aus seiner Feder, gehen aber möglicherweise auf Autoren der paulinischen Schule zurück. Zu diesen sogenannten "unechten" Paulusbriefen, die auch als Deuteropaulinen bezeichnet werden, gehören der Epheserbrief, der Kolosserbrief, der 2. Thessalonicherbrief, der 1. und 2. Brief an Timotheus, der Titusbrief sowie das Schreiben an die Hebräer. Literarkritische Untersuchungen zeigen, dass der 2. Korintherbrief wohl zwei ursprünglich eigenständige Schreiben (2 Korinther 1-9 und 10-13) enthält. Einige Schreiben des Paulus, die in den kanonischen Briefen erwähnt werden, sind nicht mehr vorhanden. Beide Gruppen - die "echten" sowie die "unechten" Paulusbriefe - werden gemeinsam als "Corpus Paulinum" - bezeichnet.
  • Paulus
    Paulus von Tarsus (griechisch Παῦλος, hebräischer Name שָׁאוּל Scha’ul (Saul), lateinisch Paulus; * um 5 vermutlich in Tarsus/Kilikien; † um 64, vermutlich in Rom) war nach dem Neuen Testament (NT) ein erfolgreicher Missionar des Urchristentums und einer der ersten Theologen der Christentumsgeschichte. In der katholischen Kirche, den orthodoxen Kirchen, der koptischen und armenischen wie auch der anglikanischen Kirche wird er als Heiliger verehrt; die Evangelischen Kirchen erinnern ebenfalls mit Gedenktagen an ihn. http://de.wikipedia.org/wiki/Paulus_von_Tarsus
  • Pleonasmus
    Pleonasmus - von griechisch πλεονασμóς (gesprochen: pleonasmós - wörtlich „Überfluss, Übertreibung, Vergrößerung [in der Erzählung]“). Als Pleonasmus bezeichnet man eine rhetorische Häufung von Wörtern mit gleichem Inhalt zum Zwecke der Verstärkung oder Übertreibung von Aussagen. Der Pleonasmus ist mit der Tautologie, der inhaltlichen und semantischen Wiederholung von bereits Gesagtem, verwandt. Die Begriffe "Pleonasmus" und "Tautologie" werden oft auch synonym verwendet.
  • Pragmatik
    Pragmatik - vom griechischen πρᾶγμα (gesprochen: prâgma - Handlung). Neben Syntax und Semantik bezeichnet die Pragmatik in der Linguistik die dritte Dimension textlicher oder sprachlicher Phänomene. Die Pragmatik befasst sich vor allem mit der Wirkung von Texten. Die pragmatische Analyse textlicher oder sprachlicher Phänomene untersucht unter anderem, wie Texte Leserinnen oder Hörer lenken, wie die Kommunikation zwischen Autorinnen bzw. Autoren und Lesern bzw. Hörerinnen mit dem Ziel gelenkt wird, bestimmte Handlungen oder Haltungen zu evozieren oder vorhandene Haltungen zu verändern.
  • Prooemium
    Die Einleitung einer Rede oder eines Briefes wird als Prooemium (auch Proömium oder Prooimion, προοίμιον) bezeichnet. Dabei handelt es sich ursprünglich um einen einleitenden Gesang. In jedem Fall zielt das Prooemium darauf ab, die Aufmerksamkeit und die Gunst der Leser- bzw. Zuhörerschaft zu gewinnen. Ein wichtiges Mittel ist dabei die "captatio benevolentiae", die Gewinnung der Gunst des Publikums.
  • Proselyt
    Proselyt - vom griechischen προσήλυτος - "Hinzugekommener, Fremdling". Als Proselyten werden Menschen bezeichnet, die ursprünglich nicht durch Geburt dem jüdischen Volk angehören, aber zum Judentum konvertiert sind. Der Begriff begegnet bereits in den ältesten Teilen der Septuaginta, also der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes. Er wird dort unter anderem für die Wiedergabe des hebräischen Wortes גֵּר (gesprochen: ger)/"Fremder" verwendet. In neutestamentlichen Zeiten werden Heiden, die sich zum Judentum bekehren, als Proseylten bezeichnet. Dadurch schwingt trotz erfolgter Konversion eine gewisse bleibende Fremdheit mit.
  • Proömium
    Auch prooemium oder προοίμιον (prooímion), lateinisch auch exordium. Als Proömium wird ursprünglich ein kleiner Hymnus bezeichnet, der dem eigentlichen Epost vorausging. Von diesem Einleitungsgesang leitet sich der Begriff dann als Bezeichnung für den einleitenden Teil eines Briefes oder einer Schrift ab. Oft dient das Proömium auch der captatio benevolentiae, der Gewinnung des Wohlwollens der Adressaten, die Weckung des Interesses für das behandelte Thema, nicht selten auch die Werbung für die eigene Haltung oder den Standpunkt einem gegebenen Thema gegenüber.
  • Redaktionskritik
    Als Redaktionskritik bezeichnet man in der Exegese die Untersuchung der Arbeitsweise eines Autors. Ihr geht oft die literarkritische Analyse eines Textes voraus, die die einzelnen Schichten eines Textes erschlossen hat. In der Redaktionskritik geht es um die Frage, warum ein Autor sein Material in der vorliegenden Weise zusammengestellt hat. Die Redaktionskritik erschließt auf diese Weise die innere Dramaturgie eines Textes, fragt aber auch nach der Motivation eines Autors, warum er bestimmt Quellen in seinem Text angepasst und weiterverarbeitet hat, aber auch, wo er anderweitig redaktionell in das vorliegende Material eingegriffen hat. Außerdem werden die rein redaktionellen Passagen eines Autors, die genuin aus seiner Urheberschaft stammen, erschlossen. Insgesamt liefert die Redaktionskritik auf diese Weise nicht nur Hinweise auf den dramaturgischen Aufbau eines Textes, sondern auch auf die theologische Absicht des Autors. Die Redaktionskritik wird bisweilen auch als Redaktionsgeschichte bezeichnet.
  • Rhetorische Valenz
    Als rhetorische Valenz wird die performative Wertigkeit eines Wortes bezeichnet, insbesondere seine rhetorische Wirkmacht. Rhetorisch valente Worte sind oft emotional besetzt. Sie suggerieren eine allgemeine Übereinkunft über den Inhalte eines Wortes. Die häufig gegebene emotionale Referenz der entsprechenden Begriffe verstärkt diesen Effekt. Gerade deshalb ist diese performative Valenz von hoher rhetorischer Bedeutung, suggeriert ein Wort mit großer rhetorischer Valenz doch ein Begreifen des vermeintlich Bezeichneten, ohne dass dieses tatsächlich ausgedrückt worden wäre. Geschickt eingesetzt treten rhetorisch valente Begriffe an die Stelle echter Argumente.
  • Schriftecho
    Als "Schriftecho" bezeichnet man das Anstimmen eines Zitates den größeren Textkomplex, dem das Zitat zugehört, zum Klingen bringt. Ein berühmtes Schriftecho ist der Ruf Jesu am Kreuz "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen". Es markiert den Beginn des Psalm 22, bringt aber den Gesamtpsalm zum Klingen. Ein Beispiel aus der deutschen Lyrik wäre etwa "Walle, walle", das bei vielen den Zauberlehrling von Johann Wolfgang von Goethe auf Anhieb erinnert. Die neutestamentlichen Autoren bedienen sich häufig dieser Technik, die kurz und prägnant große Textzusammenhänge aus dem Alten Testament - speziell der Septuaginta - mit einbezieht. Die gelingende Anwendung des "Schriftechos" setzt die Kenntnis anzitierten Texte auf Seiten der Zuhörer bzw. Leserinnen voraus.
  • Semantik
    Semantik - vom griechischen σημαίνειν (gesprochen: semaíein - bezeichnen). Als Semantik bezeichnet man die Theorie oder Wissenschaft von der Bedeutung der Zeichen. Als Zeichen werden in diesem Zusammenhang Wörter und Phrasen, aber auch Bilder und Symbole verstanden. Die Semantik befasst sich mit der Deutung der Zeichen und der Interpretation ihrer wechselseitigen Beziehungen, aber auch der Relationen zwischen den Zeichen selbst und ihren Bedeutungen. Die Semantik bildet die Grundlage der inhaltlichen Interpretation von Texten.
  • Septuaginta
    Septuaginta - wörtlich: 70. Eine griechische Übersetzung des hebräischen Textes des Alten Testamentes, die ab ca. 250 vor Christus entsteht. Der Legende nach sollen 70 Gelehrte in Alexandria die Torah in 70 Tagen aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt haben. Die Septuaginta ist vom Umfang der verzeichneten Schriften größer als die hebräische Bibel; sie enthält auch griechische Schriften des hellenistischen Diasporajudentums. Während sich evangelische Bibelausgaben am Kanon der hebräischen Bibel orientieren, weisen römisch-katholische Bibelausgaben auch Schriften auf, die sich ausschließlich in der Septuaginta befinden.
  • Simonie
    Als Simonie wird der Kauf oder Verkauf von kirchlichen Ämtern, Sakramenten oder ähnlichem bezeichnet. Der Begriff geht auf Simon dem Magier zurück, von dem in Apostelgeschichte 8,5-14 berichtet wird. Simon der Magier - auch Simon Magus genannt - bietet dort dem Petrus Geld, um die Macht zu erlangen, wie die Apostel durch Handauflegen den Heiligen Geist mitzuteilen. Simonie ist kirchenrechtlich gemäß can 149 §3 CIC 1983 untersagt. Ein Amt, das durch Bestechung oder Geldfluss erlang wurde, ist in sich unwirksam. Die Simonie zieht die Tatstrafe der Exkommunikation nach sich (mit Ausnahme der Papstwahl, die auch bei Bestechung gültig bleibt - vgl. Johannes Paul II, Apostolischen Konstitution Universi Dominici Gregis [1996 – Kapitel VI, § 78]).
  • Sirach
    "Jesus Sirach" bezeichnet sowohl ein jüdisches Weisheitsbuch, das ca. um 180 v. Chr. verfasst wurde, als auch dessen Verfasser. Der Autor des Buches wird in Sirach 50,27 und Sirach 51,30 als "Jesus, der Sohn Eleasars, der Sohn Sirachs" benannt. Das Buch wurde in Hebräisch - wahrscheinlich in Jerusalem - verfasst. Die hebräische Textform geriet jedoch im Laufe der Zeit in Vergessenheit - u.a. wahrscheinlich weil das Buch kein Teil des Hebräischen Kanons geworden ist. Erst im 19. Jahrhundert wurden umfangreiche Fragmente des hebräischen Textes in der Geniza (= Ort zur Aufbewahrung nicht mehr verwendbarer jüdischer liturgischer Texte) der Ben-Esra-Synagoge in Kairo gefunden. Heute sind ca. 68% des hebräischen Textes bekannt. Vollständig wurde das Buch jedoch in der griechischen Übersetzung des Enkels von Jesus Sirach überliefert und es fand Eingang in die Septuaginta. Aufgrund der Septuaginta gehört das Buch zur katholischen Bibel, während es in der protestantischen Tradition zu den Apokyrphen gerechnet wird.Die komplizierte Überlieferungstradition hat dazu geführt, dass das Buch unter verschiedenen Namen bekannt ist. Der hebräische Name lautet "Ben Sira", der griechische Name lautet "Jesus Sirach" und in der lateinischen Tradition ist das Buch bekannt unter dem Namen "Ecclesiasticus" bzw. "liber ecclesiasticus" (Latein bzw. latinisiertes Griechisch für "Kirchenbuch").
  • Sola scientia
    Wortspiel, das auf das sola scriptura Martin Luthers zurück geht. Mit dem sola scriptura-Prinzip definierte Luther, dass für Ihn allein (sola) die Heilige Schrift (scriptura) gelten solle. Das sola sientia lehnt sich daran an, formuliert aber das Wissen (scientia) als alleinige Möglichkeit der Erkenntnis.
  • Symbolon
    Symbolon - vom griechischen σύμβολον. Wortwörtlich überstetzt bedeutet der Begriff "Das Zusammengeworfene". Der Begriff geht auf eine altgriechische Praxis zurück: Zwei Verhandlungspartner zerbrachen eine Scherbe; jeder Partner bekam ein Bruchstück mit. Kamen die Partner oder beauftragte Unterhändler wieder zusammen, konnten sie durch das Zusammenfügen ("Zusammenwerfen") der Bruchstücke ihre Bevollmächtigung nachweisen. Die Bruchstücke waren "Symbole" der Bevollmächtigung. Das Symbol besteht also aus einer sichtbaren Wirklichkeit (hier die Bruchstücke), in denen eine nichtsichtbare Realität (hier die Bevollmächtigung) zum Ausdruck kommt. In der Folge dieses altgriechischen Brauchs bezeichnete man in der Folge etwa in Athen die Teilnahmemarke, die den Zutritt zur Volksversammlung (der sogenannten ἐκκλεσία - gesprochen: ekklesía)gewährte, als "Symbolon". Das "Symbolon" war also das Erkennungszeichen der Zugehörigkeit zur Volksversammlung. In diesem Sinn verwendet auch die Versammlung der Kirche, die sich ebenfalls als ἐκκλεσία versteht, den Begriff "Symbolon" als Bezeichnung für das Glaubensbekenntnis - speziell das Glaubensbekenntnis der Konzilien von Nizäa (325 n.Chr.) und Konstantinopel (381 n.Chr.), das auch als großes Glaubensbekenntnis bekannt ist. Die Zustimmung zum Glaubenbekenntnis eröffnet gewissermaßen den Zutritt zur kirchlichen Gemeinschaft; das Glaubensbekenntnis wird zu ihrem "Symbol".
  • Synagoge
    Eine Synagoge (von griechisch συναγωγή synagōgē; Versammlung), ist ein Gebäude, das der Versammlung, dem gemeinsamen Gottesdienst und oft auch als Lehrhaus einer jüdischen Gemeinde dient. Sie ist die wichtigste Institution im Judentum und hat den gemeinschaftlichen Gottesdienst des Christentums und des Islams maßgeblich beeinflusst.
  • Synopse
    Der Begriff "Synopse" geht auf das griechische σύνοψις (gesprochen: sýnopsis) zurück. Er bedeutet wörtlich "Zusammenschau" (von σύν/syn - zusammen und ὄψις/opsis - Schau). Als Synopse bezeichnet man die Zusammenschau verschiedener, in der Regel vergleichbarer Schriften. Die Synopse ermöglicht so einen direkten Vergleich der Texte und ihrer Gemeinsamkeiten, Übereinstimmungen, aber auch ihrer Verschiebungen. Der synoptische Vergleich spielt insbesondere in der neutestamentlichen Exegese eine wichtige Rolle. Wegen ihrer auffälligen Übereinstimmungen werden die Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas auch als synoptische Evangelien bezeichnet, ihre Autoren als Synoptiker. Der synoptische Vergleich der Evangelien dient der Analyse gegenseitiger Abhängigkeiten und Unterschiede. Er führt außerdem zur Theoriebildung der Entstehung der Evangelien, wie etwa der sogenannten "Zwei-Quellen-Theorie". Auch Bücher und Hilfsmittel, die die synoptischen Evangelien als tabellarische Zusammenschau darbieten, werden als "Synopse" bezeichnet.
  • Syntax
    Syntax - vom griechischen σύνταξις (gesprochen: syntaxis - Ordnung bzw. Reihenfolge). Unter Syntax versteht man ein Regelsystem zur Kombination von Zeichen. Im Bereich der Grammatik bezeichnet man als Syntax die Lehre vom Satzbau.
  • Talmud
    Der Talmud gehört zu den wichtigsten Schriften des Judentums. Er besteht aus der Mischna (der mündlich überlieferten Lehre) und ihrer mündlichen Diskussion, der Gemara. Der Talmud überliefert außerdem noch rabbinische Kommentare zur Diskussion. In seiner Struktur ist er dialogisch und dialektisch. Er überliefert sowohl Meinungen als auch Gegenmeinungen, die zur Bildung eines eigenen Standpunktes herausfordern.
  • Tautologie
    Tautologie - von griechisch ταυτολογία (gesprochen: tautología) - wörtlich „dasselbe Gesagte“ (Bespiel: "nie und nimmer", "voll und ganz"). Als Tautologie bezeichnet man eine rhetorische Stilfigur, bei der mit dem Mittel der inhaltichen Wiederholung (semantische Redundanz) gearbeitet wird. Eine Tautologie ist mit dem Plenonasmus (der Häufung von Wörtern mit gleichem Inhalt zum Zwecke der Verstärkung oder Übertreibung von Aussagen) verwandt. Die Begriffe "Pleonasmus" und "Tautologie" werden oft auch synonym verwendet.
  • Textkritik
    Die Textkritik ist eine textwissenschaftliche Methode. Sie dient der Rekonstruktion der ursprünglichen Textgestalt. Texte wurden früher abgeschrieben oder in einem Skriptorium (einer Schreibstube) diktiert und von mehreren Schreibern (Scriptoren) vervielfältig.t Durch diese historischen Kopiermethoden konnte es unter anderem zu Fehlüberlieferungen, sinnverändernden Rechtschreibfehlern, aber auch hörbedingten Fehlinterpretationen kommen. Schwer verständliche Stellen wurden aber auch durch erklärende Ergänzungen erläutert. Anhand heute vorliegender Textzeugen und den dort vorliegenden Lesarten (den sogenannten variae lectiones) rekonstruiert die textkritische Untersuchung die wahrscheinlich ursprüngliche Lesart. Dazu verwendet sie unterschiedliche Methoden wie etwa die "lectio brevior" (die jeweils kürzere Lesart ist die ursprünglichere) oder die "lectio difficilior" (die jeweils schwerer verständlichere Lesart ist die ursprünglichere). Außerdem wird die allgemeine (inhaltliche) Qualität der Textzeugen und der kontextuelle Zusammenhang berücksichtigt.
  • Tun-Ergehen-Zusammenhang
    Insbesondere in der biblischen Weisheitsliteratur wird der Tun-Ergehen-Zusammenhang entfaltet und reflektiert. Es handelt sich um die Annahme, Gott sei der Garant dafür, dass es jenen im Leben gut ergeht, die seinen Willen tun – wohingegen diejenigen, die sündigen, sich mit der Sünde selbst schaden und es ihnen schlecht ergeht. Ein Paradebeispiel für den Tun-Ergehen-Zusammenhang ist die Aussage: „Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, wer einen Stein hochwälzt, auf den rollt er zurück.“ (Sprichwörter 26,27). Der Tun-Ergehen-Zusammenhang ist im Alten Testament umstritten: Das Buch Ijob kritisiert den angenommenen Zusammenhang zwischen dem Tun und dem Ergehen und fragt nach der Gerechtigkeit für unschuldig Leidende.
  • Varia lectio
    Varia lectio bedeutet "Lesevariante". Als "varia lectio" bezeichnet man mit Blick auf einen vorliegenden Text eine variierende Textgestalt. Unterschiedliche Lesarten sind durch die Überlieferungssituation und die historischen Kopiermethoden bedingt. Texte wurden entweder abgeschrieben oder in Schreibstuben diktiert und von mehreren Schreibern vervielfältigt. Dadurch kann es zu Überlieferungsfehlern (Rechtschreib- oder akkustisch bedingte Verständnisfehler usw.) gekommen sein. Die Untersuchung der variae lectiones und deren Beurteilung ist Aufgabe der Methode der Textkritik.
  • Wirkungsgeschichte
    Als Wirkungsgeschichte bezeichnet man die Analyse der Wirkung biblischer Texte - unter anderem in Kunst und Literatur.