Ecclesiastica·Oecologica

Der süße Stachel Bienen im Alten Testament und Glauben


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In höchsten Tönen wird am höchsten Fest der Christenheit das Lob auf die Bienen gesungen. Nicht am 20. Mai, dem Weltbienentag, sondern in der Osternacht wird im Exsultet „der Fleiß der Bienen“ besungen. Die Osterkerze, die in dieser Nacht das Licht in die Finsternis bringt, ist „aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet“.

Bienen sind beeindruckende Tiere, auch wenn Zoologen darin übereinstimmen, dass sie eigentlich gar nicht fleißig, sondern eher faul sind – den Großteil der Nacht schlafen sie und auch am Tag legen sie viele Pausen sein. Vor dem Stich einer Biene fürchten sich nicht nur Menschen, sondern selbst Elefanten nehmen Reißaus, wenn sie das Summen eines Bienenvolkes hören. Im besten Fall genießt man Dank der Bienen die süße des Lebens, im schlechtesten Fall hat man einen Stachel im Fleisch. Diese zwei Seiten des Bienenlebens spiegeln sich bereits im Alten Testament wider.

Bereits im Buch des Weisheitslehrers Jesus Sirach erklingt ein Lob auf die Bienen:

Klein unter den fliegenden Lebewesen ist die Biene, doch der Ursprung von Süßem ist ihr Ertrag. Sirach 11,3

Schon in der ägyptischen Weisheit findet sich der Hinweis darauf, dass gerade ein solch kleines Tier den Inbegriff von Süßigkeit hervorbringt. Für Jesus Sirach zeigt sich an ihnen, dass Gottes Maßstäbe nicht den menschlichen Kategorien entsprechen. Doch eigentlich ist die Biene und ihr Schwarm im Alten Testament meistens eine Metapher für eine überwältigende Macht eines Heeres.

Da rückten die Amoriter, die dort im Bergland wohnen, gegen euch aus. Sie verfolgten euch wie ein Bienenschwarm und versprengten euch von Seïr bis nach Horma hin. Deuteronomium 1,44 (siehe auch Psalm 118,12 und Jesaja 7,18)

Diese zwei Gesichter der Biene hat sie in der jüdischen Tradition zu einer grundlegenden Mahnung werden lassen. So steht im Midrasch Dewarim Rabba, einer Auslegung des Buches Deuteronomium, geschrieben:

Sowie von der Biene der Honig süss, der Stachel aber bitter ist, so sind auch die Worte des Gesetzes, wer ihnen zuwider handelt, zieht sich das Todesurteil zu … . Midrasch Dewarim Rabba 1,1

Vielleicht sollte beim Anblick der Osterkerze nicht nur ein Lob auf die Bienen erklingen, sondern auch eine Warnung vor deren Stachel – sowie ihr Licht in der Finsternis scheint, doch die Finsternis noch immer zum Leben gehört.

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Bildnachweis

Titelbild: Biene – Lizenz: CC0 1.0.

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