Kapitel
Disput·Ecclesiastica

Timewarp! Ein Einwurf zur ewigen Wiederkehr der Frage des Frauenpriestertums


den Artikel
vorlesen lassen

Let’s do the timewarp again! Wer mit ewigen Wahrheiten umgeht, für den ist der Sprung in die Zeitschleife eine scheinbar nie enden wollende Selbstverständlichkeit. Gefangen hinter dicken Mauern spielt sich ein ganz eigenes Leben ab, unberührt von den Stürmen, Gewittern und Wettern der anderen Welt. Hier drinnen herrschen eigene Regeln und Hierarchien, werden Wirklichkeiten und Mannsbilder nach eigenen Vorstellungen geschaffen, eine auf Felsen gegründet scheinende Inszenierung der Schrecken weckenden nie enden wollenden Wiederkehr des ewig Gleichen. Die Langeweile der hinter den Mauern Existierenden ist substantiell. Alles scheint immer schon so gewesen zu sein. Die Rollen sind starr und fest vergeben. Ein Aufsprung von links, ein Touché von rechts. Die Wiederholung wird zum Ritus. Widerstand ist zwecklos gegen die Macht einer zum Fels erstarrten Tradition, um die die Eingeschlossenen tanzen als wäre es ein güldenes Kalb.

Und wieder schlägt das Weib mit dem Stock an den Felsen

Zu den rituellen Verneigungen vor der Wiederkehr des ewig Gleichen scheint auch der Ruf nach der Zulassung von Frauen zur Priesterweihe zu gehören. Um es vorweg zu schicken: Der Ruf ist wahrzunehmen und zu hören. Die Auseinandersetzung ist notwendig und wegweisend. Allein: Sie kommt nicht zustande, weil Anklage und Gegenklage in einer Zeitschleife gefangen zu sein scheinen, in der alle Argumente des Für und Wider noch und noch einmal wiederholt werden müssen, ohne das ein Ausweg aus dem ewigen Kreis sichtbar wäre. Die Mauern, gegen die die einen wie die anderen immer wieder anrennen, sind dick. Wer mit dem Kopf durch sie hindurch will, wird scheitern und außer Kopfschmerzen weder Lohn noch Fortschritt erlangen. Getrennt durch die Mauer werden die Kombattantinnen und Kombattanten irgendwann im Patt ermattet zu Boden sinken bis die nächste Posaune erklingt und der nächste Durchlauf der Zeitschleife beginnt. So muss die Hölle sein, wenn es sie denn gibt … eine Existenz ohne Ausweg und ohne Heil; denn wo es um Sieg und Niederlage geht und sich die Brüder und Schwestern im Herrn selbst unter friendly fire nehmen, da gewinnt nur die Mauer. Man mag noch so oft mit dem Stock auf sie einschlagen – kein heilendes Wasser des Lebens wird ihr entströmen.

Die Zeitschleife erfährt Mitte Mai 2017 einen neuen Impuls. Die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Christiane Florin, die sich vor allem auch durch Beiträge zu kirchlichen und christlich-religiösen Themen einen Namen gemacht hat, kündigt ihr Buch „Der Weiberaufstand. Warum Frauen in der katholischen Kirche mehr Macht brauchen“1) an, das am 19.5.2017 in der Beilage der Wochenzeitschrift „Zeit“, Christ & Welt, den polemisch gefärbten und gerade deshalb lesenswerten Beitrag „Wo ein Wille ist, ist auch eine Weihe“2), in dem sie die festgefahrene und sich selbst perpetuierende Diskussion um die Frage des Frauenpriestertums beschreibt:

„Ich habe dargestellt, welche Gründe wann von wem genannt werden. Ich habe spekuliert, welche Beweggründe darüber hinaus eine Rolle spielen könnten. Ich habe gezeigt, wann das “Mysterium des Glaubens” zum Zug kommt und wann an die Einsicht der Gläubigen appelliert wird. Ich kann keinen weihwasserfesten Beweis dafür anführen, dass Jesus die Frauen in seiner Nähe zu Priesterinnen machen wollte. Nur: Diejenigen, die mit bruchsicherer Stimme behaupten, Jesus habe nur Jünger erwählt und Jünger seien gleich Priester, haben für ihre Behauptung keine besseren Belege.“3)

Die selbsternannten Vertreter des Imperiums schlagen zurück

Die Reaktionen der selbst ernannten Vertreter des Imperiums schlagen mit verlässlichen Reflexen zurück, indem sie auf die sattsam bekannten Forderungen mit sattsam bekannten Argumenten antworten. Auch wenn nur der Beitrag in Christ & Welt bekannt ist, scheinen die Verteidiger eherner Traditionen schon den Inhalt des Buches zu kennen, wobei manch einer sich nicht zu schade ist, mehr oder weniger dreist die Zusendung eines Rezensionsexemplars zu fordern. Gelebte Armut ist dafür wohl kaum der Grund, sondern eher die Lust am Verriss, für die man aber nicht auch bezahlen möchte. Bezeichnend ist freilich die Argumentation der Kritiker, die immer wieder davon reden, nur Männer könnten zu Priestern geweiht werden, weil Christus sich schließlich die Kirche zur Braut erwählt habe4). Das fordert natürlich den Exegeten des Neuen Testamentes heraus, handelt es sich hier doch durchaus um einen neutestamentlichen Topos.

Der Widerspruch der verheirateten Braut

Das Bild von der Kirche als Braut Christi gründet im himmlischen Jubelgesang, mit dem in der Offenbarung des Johannes der eschatologische Sieg des Lammes gefeiert wird. Es ist zuerst die Stimme, die vom Thron her kommt, die spricht:

Preist unsern Gott, all seine Knechte und alle, die ihn fürchten, Kleine und Große! Offenbarung 19,5

Der, der auf dem Thron sitzt, ruft also zur Preisung Gottes auf. Daraufhin erschallt etwas wie der

Ruf einer großen Schar und wie das Rauschen gewaltiger Wassermaßen und wie das Rollen mächtiger Donner. Offenbarung 19,6

Mit dieser Beschreibung greift der Seher Darstellungen auf, die in Ezechiel 1,4-28 oder Ezechiel 43,1-4 das Erscheinen Gottes begleiten. Eine Theophanie wird angekündigt:

Halleluja! Denn König geworden ist der Herr, unser Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung. Wir wollen uns freuen und jubeln und ihm die Ehre erweisen. Denn gekommen ist die Hochzeit des Lammes und seine Frau hat sich bereit gemacht. Sie durfte sich kleiden in strahlend reines Leinen. Das Leinen bedeutet die gerechten Taten der Heiligen. Offenbarung 19,6-8

Die Hochzeit des Lammes, das in der Offenbarung als Metapher für den einmalig wie endgültig in Kreuzestod und Auferstehung Jesu Christi errungenen Sieg über Sünde und Tod steht, steht also noch bevor. Es ist keine Hochzeit, die in Raum und Zeit stattfinden, sondern ein eschatologisches Fest, bei dem die Braut ihren Zustand des Brautseins verlieren wird, indem sie zu Gattin des Lammes wird. Eine Gattin kann aber keine Braut mehr sein. Zu fragen ist deshalb, um wen es sich bei der Braut handelt, ja, ob es überhaupt um die Braut geht!

Nicht nur das Innere zählt!

Im Anschluss an die Festankündigung wird der Seher Johannes aufgefordert zu schreiben:

Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist! Offenbarung 19,9

Es geht also um die Teilnahme am Hochzeitsmahl des Lammes. Für wen auch immer die Braut steht – das, was selig macht, ist die Teilnahme am Hochzeitsmahl. Das wiederum erinnert an das Festmahlgleichnis in Lukas 14,15-24. Jesus leitet dort die Gleichniserzählung mit einer vergleichbaren Wendung ein:

Selig, wer im Reich Gottes am Mahl teilnehmen darf. Lukas 14,15

Es steht also zu vermuten, dass es sich bei dieser Wendung um eine frühkirchliche Formel handelt, die allgemein bekannt war und möglicherweise ihren Sitz in der Liturgie hatte.

Während in Lukas 14,15-24 allerding „nur“ von einem Festmahl die Rede ist, spricht die Parallelüberlieferung in Matthäus 22,1-14 dezidiert von einem Hochzeitsmahl. Stärker als Lukas spiegelt Matthäus die eschatologische Bedeutung der Teilnahme an der königlichen Hochzeit wider, wenn in Matthäus 22,11-14 von einem Mann die Rede ist, der offenkundig nicht für das Hochzeitsfest bereitet ist und deshalb entfernt wird. Es ist eine Äußerlichkeit, die die Aufmerksamkeit erregt. Es kommt also nicht nur auf die innere Haltung an, sondern auch auf das äußere Erscheinen, das eine innere Haltung widerspiegelt. Die Sinnspitze bei Matthäus liegt auf der wachsamen und steten Bereitschaft zum Eintreten in den Hochzeitssaal, wie nicht zuletzt an der Quintessenz deutlich wird:

Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt. Matthäus 22,14

Folio_31r_-_David_Foresees_the_Mystic_Marriage_of_Christ_and_the_Church_center
Schlechte Karten für Männer - bei der mystischen Hochzeit Christi mit der Kirche verzeichnet das Stundenbuch des Herzogs von Berry nur weibliche Protagonistinnen.

Wovon die Zunge redet, davon soll auch das Herz voll sein

Nun werden gerade in der Frage nach dem Frauenpriestertum viele wohlwollende Äußerlichkeiten mit beredter Zunge vorgetragen. Die grundlegende Gleichwertigkeit von Mann und Frau etwa, die freilich noch keine Gleichartigkeit begründe. Diese Binsenweisheit übertüncht, dass das eine mit dem anderen wohl kaum in Verbindung steht, denn eine Gleichwertigkeit gerät gerade angesichts einer festgestellten Ungleichartigkeit schnell ins Hintertreffen, wie auch manche Kommentare in dem Thread zum Facebook-Posting von Christiane Florin vom 18.5.2017 zu Reaktionen auf ihren Beitrag in der Zeitschrift „Christ & Welt“ zeigen5). Allzu schnell ist man dann schon bei der Schlussfolgerung, dass auch eine behauptete Gleichwertigkeit noch lange keine gleichen Rechte bedeuten. Das aber widerspricht dem Wort Gottes, wie es bei Paulus überliefert ist:

Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus. Galater 3,28

Es geht eben nicht darum, artig oder wertig zu sein. Vor Gott spielt die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau keine Rolle mehr, denn alle sind einer in Christus Jesus.

Nun stellt sich freilich die Frage, was sich hinter dem „einer“ verbirgt. Der griechische Urtext, wie ihn die Herausgeber des Novum Testamentum Graece von Nestle und Aland präsentieren, verzeichnet hier das Wort εἷς (gesprochen: heîs), also der maskulinen Form „einer“. Freilich gibt es eine textkritische varia lectio, die hier ἕν (gesprochen: hén) liest, also das Neutrum „eins“. Aufgrund der qualitativen Bezeugung wird man freilich dem εἷς den Vorzug geben müssen. Paulus hat offenkundig eine sehr plastische Sicht auf die Einheit der Gemeinde. In Christus müssen sie einer sein – das ist stark personal gefärbt und geht über eine bloß virtuelle Einheit, die irgendwie gefühlt wird, weit hinaus. Die Einheit ist geradezu physisch greifbar. Jede Unterscheidung von Gleichartigkeiten und rechtlichen Differenzierungen gefährdet diese Einheit. Wo keine gleichen Rechte sind, kann es auch keine Gleichwertigkeit geben.

Gnadenlos

Es wird deutlich, dass weder das Bild von der Braut Christi noch von der Verschiedenartigkeit aus neutestamentlicher Sicht als Argument taugen, um die ausschließlich Tauglichkeit von Männern für die Priesterweihe zu begründen. Ähnliches gilt auch für das Argument, Jesus habe nur Männer zu Aposteln berufen. Das stimmt zwar – aber es waren auch alles Juden aus Galiläa. Der frühkirchliche Streit um das Verhältnis von Juden- und Heidenmission, das notorische Bestreben des Nichtgaliläers Paulus, der Jesus nie von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte (vgl. 2 Korinther 5, 16) und die Weigerung des Lukas, Paulus in der Apostelgeschichte als Apostel zu bezeichnen, zeigen, dass auch diese Kriterien durchaus einer Würdigung wert wären. Die alleinige argumentative Bevorzugung des maskulinen Genus der Apostel erscheint also rein willkürlich.

Schlimmer noch: Das Klerikertum als solches scheint zur Belastung für die Einheit der Kirche zu werden6). Tatsächlich ist schon der Begriff des Klerikers biblisch belastet, leitet er sich doch vom griechischen κλῆρος (gesprochen: klêros) ab und bedeutet „das Los“, aber auch „das Verloste“. Er findet in der Überlieferung der Evangelien in der Szene Verwendung, in der die Soldaten das Los um das Gewand Jesu werfen, wird aber auch in der Apostelgeschichte verwendet, als es um die Nachbestellung eines Apostels geht, um die durch den Ausschluss des Judas Ischarioth defekte Zwölfzahl wiederherzustellen. Dabei findet sich das Wort sowohl in Bezug auf Judas:

Er wurde zu uns [den Zwölfen, WK] gezählt und hatte Anteil [τὸν κλῆρον – gesprochen: tòn klêron] am gleichen Dienst. Apostelgeschichte 1,17

– als auch bei der Schilderung der Nachbesetzung der Vakanz:

Sie gaben ihnen Lose [κλήρους – gesprochen: klérous] und das Los [ὁ κλῆρος – gesprochen: ho klêros] fiel auf Matthias und er wurde den elf Aposteln zugerechnet. Apostelgeschichte 1,26

Berufung erscheint hier eben nicht als Gnadenlos oder Gefühl, wie es in der Gegenwart immer wieder zu lesen und zu hören ist, wenn Männer wie Frauen behaupten, sie fühlten sich zum Priesteramt berufen. Das genügt nicht. Es bedurfte einer Verobjektivierung, die jeder subjektiven Dimension und Bevorzugung enthoben ist. Die Kriterien waren klar:

Es ist also nötig, dass einer von den Männern, die mit uns die ganze Zeit zusammen waren, als Jesus der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und in den Himmel aufgenommen wurde – einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein. Apostelgeschichte 1,21-22

Mit Gott über Mauern – oder drumherum – oder durch die Tür

Der Text betont, dass es um eine stete Begleitung Jesu ging. Es geht um eine umfassende Zeugenschaft. Der Zwölferkreis hatte in diesem Sinne kein Exklusivwissen. Gleichwohl kam ihm symbolische Bedeutung zu. Es ging offenkundig um die Symbolik der Wiederherstellung der zwölf Stämme Israels, die ihrerseits aus den zwölf Söhnen Jakobs hervorgingen. Zeithistorisch bedingt diese Symbolik – aber eben nur diese Symbolik – die Männlichkeit der Symbolträger. Deren Nachfolger nannte man aufgrund der mangelnden Kenntnis des irdischen Jesus schon nicht mehr Apostel, sondern ἐπίσκοπος (gesprochen: epískopos) – Aufseher. Von ἐπίσκοπος leitet sich schließlich das deutsche Lehnwort „Bischof“ ab.

Das ist das Bemerkenswerte: Das Neue Testament kennt Episkopen (vgl. etwa Titus 1,5-9), aber eben keine Priester. Das Priesteramt entsteht dann im Laufe der frühen Kirche. Es definierte sich von Anfang an als Amt, dass der Mitarbeit und Unterstützung des Bischofs dient. Aus biblischer – und nur aus biblischer Sicht – kann eine Berufung zum Priesteramt nur schwer begründet werden – wohl aber eine Berufung zum Bischof, die aber nie gefühlt, sondern immer objektiv und konkret war.

Aber nicht nur aus dieser Sicht erscheint es notwendig, die Rede von der Berufung und der Zulassung zum Priesteramt zu überdenken. Die frühe Kirche hat gezeigt, dass sie auf neue Herausforderungen in der Gewissheit, vom Heiligen Geist gelenkt zu werden, neue und kreative Antworten zu finden wusste. Was ist, wenn der Heilige Geist in der Gegenwart als Geist der Zeit erscheint und der Kirche neue Wege weist? Was, wenn die Zeit der Trennung des einen Leibes Christi in Kleriker und Laien vorüber sein muss – um der Einheit willen? Was, wenn das Wort Gottes, dass da nicht mehr männlich und weiblich seien, jetzt Gestalt annehmen muss? Dann bliebe keine Zeit mehr für vorgestanzte und in Felsen gemeißelte Antworten. Es wäre an der Zeit, nicht wieder vor die Mauer zu rennen, sondern sie zu überspringen (vgl. Psalm 18,30) – oder einfach nach einem anderen Weg der Überwindung zu suchen und sei es, wenn man einfach eine Tür benutzt.

Zu und Auf

Vielleicht hat der Jesuit auf dem Stuhl Petri längst den Weg gewiesen, wenn er einerseits davon spricht, die Tür zum Frauenpriestertum sei zu7) und sich gleichzeitig gegen den Klerikalismus in der Kirche wendet8). Vielleicht muss zuerst der Klerikalismus überwunden werden, der die Kirche in Gleiche und Gleichere teilt. Das aber wäre ein Quantensprung. Der Timewarp hingegen ist bequem. Komm, Schöpfer Geist, Lebendigmacher, entflamme die Kirche, damit sie bereit werde, für das Hochzeitsmahl, denn das ist die eine und wahre Berufung: Gerufen zu sein zum Hochzeitsmahl des Lammes – oder, wie es im Epheserbrief heißt:

Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens! Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung in eurer Berufung: ein Herr, ein Glaube, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist. Epheser 4,3-6

Wie will man angesichts dieses Wortes Gottes die verschwurbelte und willkürliche Rede von einer behaupteten Gleichwertigkeit bei divergenter Gleichartigkeit aufrechterhalten? Gottes Wort schafft Fakten – die Kirche sollte nicht dahinter zurückfallen.

Ihr Tore, hebt eure Häupter, hebt euch, ihr uralten Pforten, denn es kommt der König der Herrlichkeit. Psalm 24,7

Noch aber sind nur ermattete Aufständische und Verteidiger auf beiden Seiten der Mauern zu finden. Alle Türen zu. Das Fest muss warten. Wie lange noch kann sich die Kirche den Timewarp leisten, einem Weg durch Raum und Zeit, der zu nichts führt?

Empfehlen Sie diesen Artikel weiter
  • Share this on WhatsApp
  • Share this on Linkedin
Wenn Sie über die Veröffentlichung neuer Texte informiert werden möchten. schicken Sie bitte eine E-Mail, mit dem Betreff „Benachrichtigung“, an mail@dei-verbum.de

Bildnachweis

Titelbild: Ohne Name (Autor: HypnoArt) – Quelle: Pixabay – lizenziert als CC0.

Bild 1: Hochzeit Christi mit der Kirche. Blatt aus dem Stundenbuch des Herzogs von Berry, 15. Jahrhundert – Quelle: Wikicommons – lizenziert als gemeinfrei

Einzelnachweis   [ + ]

1. Christiane Florin, Der Weiberaufstand. Warum Frauen in der katholischen Kirche mehr Macht brauchen, München 2017.
2. Quelle: http://www.zeit.de/2017/21/frauen-kirche-katholisch-christane-florin-weiberaufstand [Stand: 21.Mai 2017].
3. Christiane Florin, Wo ein Wille ist, ist auch eine Weihe, in: Zeit online, 19.5.2017, Quelle: http://www.zeit.de/2017/21/frauen-kirche-katholisch-christane-florin-weiberaufstand [Stand: 21. Mai 2017].
4. Vgl. hierzu etwa Beiträge im Kommentarthread zu einen Facebookpost von Christiane Florin vom 18.5.2017, Quelle: https://www.facebook.com/christiane.florin/posts/10208938872006764 [Stand: 21. Mai 2017].
5. Vgl. Vgl. hierzu etwa Beiträge im Kommentarthread zu einen Facebookpost von Christiane Florin vom 18.5.2017, Quelle: https://www.facebook.com/christiane.florin/posts/10208938872006764 [Stand: 21. Mai 2017].
6. Vgl. hierzu auch Werner Kleine, Kleriker vs. Laien – ein katholisches Schisma? – Dies Domini, 7. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr C, Kath 2:30, 11.5.2013, Quelle: http://www.kath-2-30.de/2013/05/11/kleriker-vs-laien-ein-katholisches-schisma-dies-domini-7-sonntag-der-osterzeit-lesejahr-c/ [Stand: 21. Mai 2017].
7. Vgl. hierzu etwa Daniel Deckers, Papst bleibt zum Nein für Priesterweihe für Frauen, in: FAZ-online, 1.11.2016, Quelle: http://www.faz.net/aktuell/papst-bleibt-beim-nein-zur-priesterweihe-fuer-frauen-14508389.html [Stand: 21. Mai 2017].
8. Vgl. hierzu http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/kritik-an-kurie-und-klerikalismus [Stand: 21. Mai 2017].
Weitere Beiträge:

8 Replies

  1. Sehr geehrte Damen und Herren der Citykirche!
    Die Entscheidung bezüglich der Frauenordination ist durch Papst Johannes Paul II ENDGÜLTIG negativ gefallen! Das gesamte 1. Jahrtausend, die altorientalischen Kirchen, die orthodoxe Kirche ,sind zusammen mit der katholischen Kirche Zeugen der Praxis nur Männer zur Priesterweihe zuzulassen. Die Orthodoxe Kirche begründet dies auch damit, dass der ewige Logos des Vaters aus der Allerseligste Jungfrau unser Fleisch und die Gestalt eines MANNES angenommen hat. Der Priester aber repräsentiert nach katholischer und orthodoxer Lehre Christus selbst.
    Ich glaube kaum, dass die Kirche Deutschlands sich leisten kann einen Sonderweg gegen Rom und auch Papst Franziskus zu gehen. Ein kleiner Blick auf die Gemeinschaften der Reformation zeigt uns deren prekäre Situation.
    Als Priester des lateinischen und des byzantinischen Ritus für Ukrainer und nach 40 Dienstjahren als Religionsprofessor im Gymnasium, rate ich Ihnen, werfen Sie hingegen einen Blick auf die 1989 aus dem Untergrund wiedererstandene griechisch katholische Kirche der Ukraine, oder Transsilvaniens. Dort werden Sie eine lebendige Volkskirche finden, das Durchschnittsalter der Priester liegt bei 38 Jahren. Niemand käme dort im Traum auf solche Ideen, den die Frauen haben genug mitzureden und ihr Rat wird auch gehört. (Nach der Ordnung des Kuppelkonzils von Konstantinopel 691 sind circa 70 % der griechisch katholischen Priester verheiratet, die Eheschließung erfolgte VOR der Weihe zum Diakon). Wir in Westeuropa wären gut beraten Unseren Blick auf Osteuropa, in den Orient, nach Asien und Afrika zu lenken und zu sehen, welche Lebenskraft dort die katholische Kirche hat. Unsere Probleme sind hausgemacht (durch zu starke Anbiederung an Vorstellungen der Gemeinschaften der Reformation, und durch eine Theologie, deren Oberflächlichkeit Papst Benedikt XVI des Öfteren kritisiert hat).

    • Sehr geehrter Msgr.Erzpr.Mag.Franz Schlegl, danke für Ihren Kommentar. Der Hinweis auf die Tradition ist freilich müßig, da diese ja bekannt ist. Sie wird von mir ja auch weder angezweifelt, noch sehe ich in der Zulassung von Frauen zum Priesteramt angesichts der lehramtlichen Äußerungen einen wie auch immer gearteten Weg. Diese Tür, um es mit den Worten von Papst Franziskus zu sagen, ist eben zu. Genau damit beschäftigt sich ja mein Beitrag, dass die Diskussion eben nur aus einer steten Wiederkehr ewig gleicher Argumente besteht, die keinen Fortschritt erzeugen, weil es ja schon eine endgültige Entscheidung gibt. Vielmehr scheint mir die Frage anders zu stellen zu sein. Ist die Trennung von Klerus und Laien mit einem ontologisch überhöhten Kerusverständnis, wie es die römisch-katholische Kirche kennt, so haltbar? Darum geht es mir. Es geht nicht darum, ob Frauen genug mitzureden haben oder nicht. Auch nicht darum, ob Frauen gute Priesterinnen sein könnten oder nicht. Es geht darum, nicht ewig zu beklagen, dass da eine Mauer mit geschlossenen Türen sei, sondern nach wirklich neuen Wegen zu suchen. Von daher weiß ich nicht, welchen Rat Sie mir erteilen wollen, denn die Intention meines Beitrages deutet in eine ganz andere Richtung – eben in eine ganz andere! Leider bleiben Sie hier wieder bei einer Manifestation stehen, die ich nicht nur nicht in Zweifel ziehe; auch der Hinweis auf das blühende Leben in anderen kirchlichen Regionen ist immer nur zeitgebunden und kann schon in wenigen Jahren anders aus sehen. Aber genau darum geht es nicht. Die Frage ist viel grundsätzlicher!

      • Sehr geehrter Herr Dr. Kleine!
        Danke für Ihre Antwort.Aber einen “ontologisch überhöhtes Klerusverständnis”, wie Sie geschrieben haben, vermag ich in Deutschland, Österreich und ganz Westeuropa nicht festzustellen! Ganz im Gegenteil! Ich erlebe regelmäßig in Beichtzimmer des Wiener Stephansdomes Priester, die ziemlich verzweifelt berichten, dass der Pfarrgemeinderat und Laienmitarbeiter, nicht selten aber auch Pastoralassistenten/Pastoralassistentinnen, sie an die Wand spielen! Ich frage dann meistens, ob sie mit allen per “DU” sind? Natürlich ist es meist der Fall und genau da beginnt bereits das Problem. Als Pädagoge ist mir das Buch “Kinder brauchen Grenzen” gut bekannt, ich habe es Eltern, Kindergärtnerinnen und anderen Pädagogen immer wieder empfohlen. Auch Erwachsene brauchen Grenzen!
        Wie heute manches Mal mit Priestern umgegangen wird, ist höchst bedauerlich. Nicht wenige Priester sind freilich auch selbst daran schuld. Gegen die kirchliche Vorschriften predigen mancherorts Frauen und Herren (Pastoralassistentinnen/Assistenten) der Pfarrer sitzt auf der Session. Die Laien spenden Kommunion, der Pfarrer sitzt auf der Session. Laien halten Begräbnisse, und bringen die Kommunion zu kranken Personen, der Pfarrer sitzt bei Sitzungen oder bei Verwaltungskram mit viel Papier! Mir haben mehrmals junge Männer ihr Interesse an Priestertum bekundet, aber die Zustände in ihrer Pfarre haben sie davon abgehalten. Wenn der Priester auf die Konsekration reduziert wird, ist es kein Wunder, dass sich das junge Leute nicht antun wollen. Ich habe dann geraten einmal nach Heiligenkreuz zu den Zisterziensern mit päpstlichen Hochschule zu schauen.
        Ein junger Priester aus Dortmund hat mir berichtet, dass er mehrmals auf die Osterbeichte hingewiesen habe und diese auch in der Predigt vorbereitet hat. Den ganzen Karfreitag hat er im Beichtstuhl gewartet, eine EINZIGE Person ist gekommen. Also von “ontologische überhöhtem Priesterstand” keine Rede. In meiner ukrainischen Gemeinde sagen die Gläubigen “Väterchen” zum Priester und haben durchaus Respekt, was sie aber nicht hindert, Dinge, die sie für wichtig halten, offen auszusprechen. Der ukrainische Pfarrer spielt mit den jungen Leuten Fußball und ich bin noch vor ein paar Jahren mit den Jugendlichen Radfahren gewesen. Das hat den Respekt aber nicht behindert.
        Fragen Sie sich einmal, warum wir zu wenige Lehrer haben (in Österreich ist der Mangel an Mathematikern, Physikern, Chemikern zum Teil so bedrohlich, dass Studenten an Mittelschulen und Gymnasium dieses Fach unterrichten, was dabei herauskommt, sieht man bei der Matura= Abitur).
        Die politische Funktionäre, die Ministerien für Unterricht habe den Direktoren und Lehrern jegliche Möglichkeit Disziplin herzustellen genommen, ein Großteil der Eltern versagt auf diesem Gebiet, sofern die jungen Leute überhaupt noch intakte Familien haben.
        Sehen Sie, hier müssen wir anfangen und die Folgen der Distanzlosigkeit in die Kirche, Schule und im öffentlichen Leben bekämpfen.
        Wir werden um die unangenehme Wahrheit nicht herumkommen, den Menschen klarzumachen, dass die Kirche hierarchisch und nicht demokratisch verfassten ist. Mit besten Grüßen aus Wien,Msgr. Franz Schlegl

        • Lieber Msgr.Erzpr.Mag.Franz Schlegl, rit.lat./ rit.byz.ukr., was Sie beschreiben, kann ich sehr gut nachvollziehen. Genau das resultiert aber m.E. aus eben jenem ontologisch überhöhten Klerusverständnis. Das Überschreiten der Grenzen deutet doch gerade unter Berücksichtigung der Krise (wenn man es so nennen möchte) der Priester an, die sich auch an Sie wenden. Diese Priester sind sich offensichtlich nicht mehr ihrer selbst bewusst. Wo sollen denn die Grenzen sein? Für alles, was apostolische Vollmachten (zumindest in der Folge der apostolischen Sukzession) voraussetzt, ist das Priesteramt unabdingbar. Dazu gehören zuvorderst eben auch die Sakramente. Beerdigungen aber und anderes sind eben nicht sakramental. Und da hinein werden jetzt auch Laien – mit bischöflichem Auftrag – hinein beauftragt – mitunter mit merkwürdigen Ansprüchen, die ihrerseits wieder einer Klerikalisierung gleichkommen. Ich selbst bin Pastoralreferent, lehne es für mich aber rundweg ab, dass die bischöfliche Beauftragung, die ich habe, einer Ordination gleichkommt. Ich bin und bleibe Laie. Bei manchen Kolleginnen und Kollegen beobachte ich aber, dass sie sich selbst dem Klerus nahe wähnen. Das halte ich für problematisch, denn es verschärft die Kluft zwischen Priestern und Laien und führt zudem zu den von Ihnen beschriebenen auch persönlichen Krisen. Genau dahin aber geht mein Plädoyer: Wir müssen eben jene ständische Aufteilung von Klerikern und Laien, die eben auch ontologisch begründet wird, offenkundig neu denken. Neu denken heißt nicht, die Tradition zu leugnen – im Gegenteil! Aber es ist offenkundig an der Zeit, nach neuen Worten und Wegen des Miteinanders zu suchen. Es reicht offenkundig als Legitimation nach außen nicht mehr, “nur” (die Anführungszeichen sind wichtig!) geweiht zu sein. Damit werden die jeweiligen Vollmachten gegeben. Das ja. Aber die Autorität wird damit nicht mehr aus sich heraus begründet. Da müssen wir offenkundig neu nachdenken. Mit dem bloßen Traditionsverweis wird da faktisch wenig gewonnen – außer dass die Frustrationen auf allen Seiten wachsen. Deshalb mein Impuls, eine neue Tür oder einen neuen Weg zu suchen, um “die Mauer” zu überwinden. Mit bestem Gruß aus Wuppertal nach Wien, Dr. Werner Kleine, PR

  2. Sehr geehrter Herr Kleine!

    Auch ich kann kein ontologisch überhöhtes Priesterverständnis feststellen. Das diktatorische Verhalten unseres Pfarrers leitet sich aus seiner Biografie, seiner bitterarmen Herkunft her. Seine Mutter ist als Kriegerwitwe mit drei kleinen Kindern ohne Verwandtschaft übriggeblieben. Er hat sich von klein auf behaupten müssen………
    Jetzt gilt: Entweder unterwerfen oder weichen. Und dabei gibt er sich modern und setzt sich für Frauenrechte in der Kirche ein. Aber kein Priester hält es neben ihm im Pfarrhaus aus. Lediglich ein kleiner Laienbruder, der deswegen auch schon den halben Magen verloren hat.

    • Sehr geehrter Herr Reinisch, wie bei Ihrem Vorkommentator muss man leider festhalten, dass das unerheblich ist, ob wir gesellschaftlich ein ontologisch überhöhtes Priesterverständnis feststellen. Es geht um das Selbstverständnis des Klerus – und das ist lehramtlich durch Papst Johannes Paul II im Jahr 1992 in dem nachsynodalen Schreiben “Pastores dabo vobis” so formuliert worden: “Die fortdauernde Priesterbildung hinsichtlich ihrer geistlichen Dimension ist ein Erfordernis des neuen Lebens nach dem Evangelium, zu dem der Priester in besonderer Weise vom Heiligen Geist gerufen ist, der im Weihesakrament ausgegossen wird. Der Geist, der den Priester weiht und ihn nach dem Bild Jesu Christi, des Hauptes und Hirten, gestaltet, schafft eine Verbindung, die – im Sein des Priesters selbst angelegt – danach verlangt, in persönlicher Weise angeeignet und gelebt zu werden, d. h. bewußt und frei, durch eine immer reichere Lebens- und Liebesgemeinschaft und ein immer intensiveres und radikaleres Teilen der Empfindungen und Haltungen Jesu Christi. In dieser Verbindung zwischen dem Herrn Jesus und dem Priester, einer ontologischen und psychologischen, einer sakramentalen und sittlichen Verbindung, besteht das Fundament und zugleich die Kraft für Jenes “Leben aus dem Geist und jene “Radikalität des Evangeliums”, wozu jeder Priester gerufen ist und die von der Weiterbildung in ihrem geistlichen Aspekt begünstigt wird.” (Nr. 72) Und schon vorher – sich selbst und seine Ansprache zum Abschluss der Weltbischofssynode vom 17.10.1990 zitierend: “‘Es scheint, als wäre es der Synode von 1990 gelungen, nach diesen schmerzlichen Verlusten neue Hoffnung einzuflößen, indem sie durch so viele Beiträge, die wir in dieser Aula gehört haben, die priesterliche Identität in ihrer ganzen Tiefe wiederentdecken half. Diese Beiträge haben das Bewußtsein von der spezifischen ontologischen Verbundenheit des Priesters mit Christus, dem Hohenpriester und Guten Hirten, deutlich gemacht. Diese Identität liegt dem Wesen der Ausbildung zugrunde, die im Blick auf das Priestertum und damit das ganze Priesterleben hindurch erfolgen muß. Das war der eigentliche Zweck der Synode.'” (Nr. 11) Im klerikalen Selbstverständnis ist der Priester daher – anders als die Laien – in einer besonderen ontologischen Verbundenheit, ja Identität mit Christus verbunden. Er ist eben durch die Weihe ontologisch überhöht – zumindest wird das so gelehrt. Dass das so weder gesellschaftlich, noch von weiten Teilen der Kirche als solches mehr goutiert wird, scheint mir ein Problem der Krise des Klerus zu sein. Möglicherweise ist das auch – jenseits der Gründe, die Sie angeben – das Problem des Priesters, von dem Sie sprechen. Da besteht eben ein riesiger Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit, der m.E. zu eben jenem Klerikalismus führt, der die Kirche in Gleiche und Gleichere spaltet. Und das ist das eigentliche Problem. Wollen wir das wirklich so? Ist das der Wille Christi? Würde sich das nicht in einer Weihe von Frauen noch stärker manifestieren? So oder so bleibe ich dabei: Der Klerikalismus ist das eigentliche Problem – und das betrifft zuvorderst der klerikale Selbstverständnis, von dem ich glaube, dass doch auch noch große Teile der aktiven Katholiken das auch durch ihr Verhalten bestätigen. Man widerspricht vielen und vielem, ist aber doch oft noch stolz, wenn der Priester die Huld eines netten Wortes gewährt. So bleibt man unmündig, ein Schaf, dass eines Hirten bedarf. Diese komplementäre Beziehungskonstellation ist Teil des ontologisch überhöhten Klerikalismus, denn nicht die natürliche Autorität einer Person ist hier relevant, sondern das durch eine Weihe verliehen Amt, dessen Träger sofort dann in eine Krise gerät, wenn sein Selbstanspruch nicht bestätigt wird, wie die Schilderungen der Erfahrungen von Msgr.Erzpr.Mag.Franz Schlegl, rit.lat./ rit.byz.ukr. zeigen. Das ist die ontologische Überhöhung von der ich rede: Wenn der Name und eigentliche Persönlichkeit hinter Amt und Titeln zu verschwinden drohen. Dann frage ich mich immer: Mensch, Adam, wo bist Du?

      • Natürlich gibt es auch unter Priestern relativ “ichschwache” Persönlichkeiten, die sich dann hinter dem Amt und dem Titel verstecken! Dann fallen Sätze, wie “Der Pfarrer bin ich!”, oder Ähnliches.
        Aber genau dasselbe habe ich auch mit Schuldirektoren und Kollegen am Gymnasium erlebt.
        Ein Direktor hatte grundsätzlich die Tür zu seinem Zimmer immer geschlossen. Wenn man eingetreten ist, wurde einem das Gefühl vermittelt, es wäre am besten, man wäre schon wieder draußen. Manchmal pflegte er zu Lehrern zu sagen: “diskutieren Sie nicht mit mir, ich bin der Direktor”. Als er knapp vor der Pension zum HOFRAT ernannt wurde, war er beleidigt, wenn man ihn als “Herr Direktor” und nicht als Hofrat angesprochen hat. Er hat sich auch ein paar Mal nicht sehr freundlich über die katholische Kirche geäußert, worauf ich ihm als junger Kaplan (Anfang 30) freundlich, aber bestimmt Kontra gegeben habe. Vor circa 10 Jahren besuchte er meine jährliche Messe für verstorbene Kollegen und Schüler und teilte mir mit, dass er von oben bis unten voller Metastasen sei. Er erbat meine Zusage das kirchliche Begräbnis zu zelebrieren, hat vor seinem Tod die heiligen Sakramente empfangen.
        Die ontologische Hinordnung des Priesters auf Christus, wie sie Papst Johannes Paul II, aber auch viele Päpste vor ihm, formuliert hat, ist nicht das Verdienst, oder die Auszeichnung des Priesters, sondern eine unverdiente Gnade für den schwachen Menschen.
        Vor dem Ablegen der Beichte im byzantinischen Ritus kann der Priester zum Pönitenten sagen: “Tritt nur heran, und bekenne ohne Scheu deine Sünden, denn nicht mir, sondern Christus zeigst du deine Reue. Du musst mir auch aus Angst, oder Scham keine Sünde verschweigen, denn ich bin ein Mensch wie du, ähnlicher Sünden und Leidenschaften fähig und auch ich bedarf der Vergebung des Herrn! ”
        Ein wunderbarer Text, den ich auch Gläubigen des lateinischen Ritus gesagt habe.
        Gerade die ontologische Beziehung zu Christus erzeugt jene Spannung, die uns in Gebet und Betrachtung die eigene Niedrigkeit erkennen lässt und uns in Bescheidenheit vor die Gläubigen hintreten lässt. Ich habe in den vielen Jahren meines Dienstes unter Laien echte Heilige erlebt, mit einer Tiefe des Glaubens und der Gottesbeziehung, die mich tief bewegt hat. Das ist der beste Schutz vor Anmaßungen Selbstüberhöhung. Msgr. Franz Schlegl

        • Genau so sollte es sein. Und doch ist Demut eine Eigenschaft, die nur den wenigsten Menschen von Natur aus zufällt – gratia supponit naturam! Die Rede vom “alter Christus”, vom “anderen Christus”, die mit der ontologischen Identifizierung einhergeht, verführt manch einen Priester dann doch dazu, sich selbst zu überhöhen. Auch dafür könnte ich Beispiele nennen, etwa wenn ein Pfarrer den Erstkommunionkindern sagt, wenn sie ihn sähen, dann sähen sie Christus. Diese Gefahr bleibt, auch wenn ich Ihre Therapie (wenn ich das hier so nennen darf), die Sie in dem zum Schluss erwähnten Gebet andeuten, verstehe. Die Gefahr des Klerikalismus, vor der auch Papst Franziskus warnt, ist leider trotzdem gegeben und m.E. faktisch auch da – und zwar nicht nur auf Seiten der Kleriker, sondern auch in der Zuschreibung vieler Nichtkleriker (in Abgrenzung wie in Zustimmung). Man muss sich immer klar machen, dass Christus das Haupt der Kirche ist (vgl. Epheser 4,15), niemand sonst.