Ecclesiastica

Vom 17. Mai zum Ostermorgen Biblische Anmerkungen zum Predigerinnentag der kfd

Es ist der 17. Mai, ein Montag – kein Sonntag in diesem Jahr. Es ist der Gedenktag der Apostelin Junia, über die der Kirchenlehrer Johannes Chrysostomos (+ 407 n.Chr.) schreibt: „Wie groß muss die Weisheit dieser Frau gewesen sein, dass sie für den Titel Apostel würdig befunden wurde.“ In den orthodoxen Kirchen wird sie als eine der 72 Jünger und Jüngerinnen Jesu, die in Lukas 10,1-19 erwähnt werden, verehrt. Im westlichen Christentum war es lange Zeit umstritten, ob sie überhaupt eine Frau oder doch ein Mann war.1) Doch es besteht kein Zweifel daran, dass Frauen – namentlich Prisca und Junia – gleichberechtigt im Neuen Testament neben ihren Männern genannt wurden und der Apostel Paulus ihren Verkündigungsdienst und ihre Vorsteherinnenfunktion anerkennt (Römer 16,3-7).

Heute nun, am 17. Mai, und auch schon in den letzten Tagen predigten und predigen 12 Frauen, die als Geistliche Leiterinnen oder Begleiterinnen in der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) aktiv sind, im Rahmen von Wortgottesdiensten oder von Eucharistiefeiern – und sagen damit in aller Öffentlichkeit: „Frauen sind zur Verkündigung berufen. Es steht niemandem zu, ihnen diese Berufung abzusprechen, nur weil sie Frauen sind.“2)

Morgen wird dann der 18. Mai sein – und die Apostelin Junia wird im Alltag wieder vergessen sein. Die Gedenktage der anderen Heiligen – vieler wegweisender Männer und Frauen – stehen an. Doch etwas gerät im gesamten Kirchenjahr niemals aus dem Blick – der Ostermorgen mit seiner frohen Botschaft:

Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Markus 16,6

Diese Worte spricht der Mann im weißen Gewand, der Engel im leeren Grab zu Maria aus Magdala, zu Maria, der Mutter des Jakobus, und zu Salome. Den drei Frauen wird als ersten Menschen im Markusevangelium die Heilsbotschaft verkündet. Und sie werden von dem himmlischen Wesen beauftragt:

Nun aber geht und sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch voran nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat. Markus 16,7

Nachdem Jesu Jünger bereits bei seiner Verhaftung geflohen waren und nachdem Petrus ihn dreimal verleugnet hatte, waren bei Jesu Tod nur noch seine Jüngerinnen in seiner Nähe – und sie wollten sich um seinen Leichnam kümmern. Doch nun, beauftragt mit der Verkündigung der Freudenbotschaft, fliehen auch sie.

Da verließen sie das Grab und flohen, denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten nun niemanden etwas davon; denn sie fürchteten sich. Markus 16,8

Das wäre das schnelle Ende der frohen Botschaft gewesen. Doch das Markusevangelium bleibt dort nicht stehen, sondern setzt neu ein:

Als Jesus am frühen Morgen des ersten Wochentages auferstanden war, erschien er zuerst Maria aus Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Sie ging und berichtete es denen, die mit ihm zusammengewesen waren und die nun klagten und weinten. Als sie hörten, er lebe und sei von ihr gesehen worden, glaubten sie es nicht. Markus 16,9-11

In den ältesten Manuskripten des Markusevangeliums fehlen diese Verse und die folgenden Erzählungen der Erscheinungen Jesu. Das Evangelium endet im Verstummen, obwohl es doch selbst ein Zeugnis der frohen Botschaft, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, gibt. Doch der Himmel gibt die Frauen nicht auf – Jesus erscheint nun zuerst nicht seinen Jüngern, sondern seiner Jüngerin Maria aus Magdala. Sie, die auch im leeren Grab stand, soll die frohe Botschaft verkünden – doch niemand glaubte ihr.

Was wäre das für ein freudiges Osterfest im kommenden Jahr, wenn Frauen in der Tradition von Maria aus Magdala uns allen und denen, die glauben in der apostolischen Sukzession zu stehen, die frohe Botschaft verkünden würden? Der Ostermorgen gehört den Frauen, die zum Liebesdienst an Jesus bereitstehen. Der Himmel und Jesus haben sich ihnen eröffnet – und es wird Zeit ihnen zu glauben.

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Bildnachweis

Titelbild: von PxHere

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Einzelnachweis   [ + ]

1. Zur exegetischen Debatte siehe: Christine Jacobi, Artikel “Junia” in: Wibilex.
2. siehe https://www.kfd-bundesverband.de/predigerinnentag2021/
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