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Süßer die Stimmen nie klingen Die Sternsinger und der Lobpreis Gottes


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In einem Werbespot für die Talentshow „The Voice Kids“ sieht man wie drei Sternsinger vor einer Tür stehen. In dem Moment als die Tür aufgeht fangen sie an in völlig schiefer Tonlage loszuträllern. Ihnen wird die Tür vor der Nase zugeschlagen und es folgt ein Hinweis auf die neue Staffel für die Musik-Castingshow: „Die schönsten Kinderstimmen […] gibt es erst im Februar“.1) Deutschlandweit ziehen in diesen Tagen 300.000 Kinder von Tür zu Tür, um mit ihrem Lobpreis über das Weihnachtswunder sich gegen Kinderarbeit in Indien und weltweit einzusetzen.2) Sie gehen durch die Kälte, singen frohen Mutes und sammeln Spenden für Kinder, denen es nicht so gut geht wie ihnen. Sie tun Werke der Barmherzigkeit und erheben ihre Stimme für die Unterdrückten. Selbst wenn ihr Gesang wie der Schrei eines Neugeborenen klänge, in ihren Stimmen hallt der Glaube an die weltverändernde Botschaft der Bibel wieder.

Ein Bollwerk Gottes

Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast du [Gott] ein Bollwerk errichtet gegen deine Gegner, um zum Einhalten zu bringen Feind und Rächer. Psalm 8,3

Es scheint absurd, aber Gottes Macht basiert auf den Schwächsten der Schwachen. Er trotzt seinen Gegnern mit dem Lob aus dem Mund von Kleinkindern und Säuglingen. Gemäß dem hebräischen Text schafft Gott gar aus dem Mund der Schutzlosesten und Wehrlosesten eine Macht, die den Feinden ein Ende setzt. Wenn die Sternsinger in ihren Liedern die Macht Gottes verkünden, geht es nicht um den Engelsgesang im Himmel, sondern es geht um einen Weckruf. Nicht die Schönheit der Kinderstimmen steht im Vordergrund, sondern das Seufzen der arbeitenden Kinder weltweit, gegen dessen Grund die Sternsinger ansingen.

Lobpreis!

Natürlich ist der Gesang zum Beispiel der Regensburger Domspatzen schön. Natürlich bereichert ein guter Chor eine Messfeier. Und natürlich ist Ästhetik etwas Schönes! Aber ebenso wie bei den Sternsingern als auch im Gottesdienst gilt:

Aber du [Gott] bist heilig, du thronst über dem Lobpreis Israels. Psalm 22,4

In diesem Psalmvers heißt es wörtlich: „du bist thronend Lobpreis Israels“. Analogien im Satzbau innerhalb des Alten Testaments zeigen, dass man im Deutschen die Präpositionen „auf“ oder „über“ ergänzen kann. Der gesungene Lobpreis Gottes ist sein Thron. Mit diesem Bild ist die Gegenwart Gottes im Gottesdienst gemeint, wenn durch preisende Gesänge seine Gegenwart gefeiert wird. Mittelalterliche Ausleger haben dementsprechend die Loblieder Israels mit den Wolken des Weihrauches verglichen, die zu Gott hinaufsteigen und ihm einen Thron bilden. In diesem Bild ist der Lobpreis eine Stütze der Macht Gottes auf Erden. Die frühen Übersetzungen dieses hebräischen Psalmenverses bieten eine zweite Verstehensmöglichkeit: „Du bist thronend als Lobpreis Israels“. Gott ist in seiner Macht der Anlass des erklingenden Lobpreises. Zusammenfassend kann man auch sagen, dass im Lobpreis sich die gegenseitige Beziehung zwischen den Gläubigen und Gott konstituiert. Und dabei gilt, mit den letzten Worten des Buches der Psalmen gesprochen:

Alles, was atmet, lobe den HERRN. Halleluja! Psalm 150,6

Die Beziehung zu Gott und die daraus entstehenden Werke der Barmherzigkeit sind nicht abhängig von der Stimmqualität, sondern sie werden durch den Inhalt des Lobpreises bestimmt.

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Einzelnachweis   [ + ]

1. Protest gegen Sternsinger-Verspottung durch »The Voice Kids«“, KNA, Kirche + Leben, 28.12.2017 [Stand: 30. Dezember 2017].
2. Die Aktion steht unter dem Leitwort „Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam gegen Kinderarbeit – in Indien und weltweit!“. Weltweit müssen 152 Millionen Kinder arbeiten, statt in die Schule gehen zu können und eine unbeschwerte Kindheit zu erleben Vgl. „Sternsinger-Aktion eröffnet“, Deutschlandfunk, 29.12.2017 [Stand: 30. Dezember 2017].
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