Kapitel
Oecologica

„Fridays for Future“ liegt brach Das alttestamentliche Brachjahr, unser Wohlstand und die Zukunft der Welt

#AllefürsKlima – das ist nicht nur das Hashtag, sondern auch der Appell von „Fridays for Future“ für den am 20. September stattfindenden globalen Klimastreik. Alle – Schüler, Eltern, wirklich besorgte Bürger –, einfach alle sollen für einen Wandel in der Klimapolitik demonstrieren. Dieses Event soll zu einem Zeichen werden. Mögen viele daran teilnehmen – aber es bedarf keiner Zeichen mehr. Man kann noch so laut auf den Boden stampfen, wenn man selbst nicht die Veränderung lebt, die man sich wünscht.

Wo ist der Gewinneinbruch auf den Kurzflugstrecken? Gibt es eine sichtbare Verringerung des Plastikmülls? Es reicht nicht für einen Wandel in der Klimapolitik zu demonstrieren, man muss diesen Wandel auch im eigenen Leben demonstrieren. Sonst ist ein Protestruf nur ein Lippenbekenntnis. Wer meint, dass der eigene Lebenswandel im Angesicht von Kohlekraftwerken, Kreuzfahrtschiffen und der Fleischindustrie irrelevant ist, der hat selbst schon den Glauben an die eigenen Ideale verloren – eine solche Brache der Ideale ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll.

Eine abstruse Idee

Sich selbst zu begrenzen, sichert Wohlstand und eröffnet neue Möglichkeiten. Das lehrt die Gesetzgebung betreffs des Brachjahres im Alten Testament. In einer Welt, die nicht nur wirtschaftlich, auf den Ackerbau angewiesen war, klingt das folgende Gesetz wie eine abstruse Idee:

Sechs Jahre kannst du in deinem Land säen und die Ernte einbringen; im siebten sollst du es brachliegen lassen und nicht bestellen. […] Exodus 23,10-11

Immer und immer wieder ein Feld zu bestellen und somit keine Regenerationsphasen zu ermöglichen führt zur Bodenverarmung. Dem Erdboden werden die Nährstoffe entzogen und im schlimmsten Fall führt dies zur Wüstenbildung. Wer also einen Gewinn aus der Erde erwirtschaften möchte, muss den Boden, auf dem er steht, respektieren – auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick unlogisch erscheint.

Wenn ihr aber fragt: Was sollen wir im siebten Jahr essen, wenn wir nicht säen und unseren Ertrag nicht ernten dürfen? Levitikus 25,20

Vertrauen auf Wohlstand

Wen der wirtschaftliche Nutzen eines Brachjahres nicht überzeugt, der gerät schnell in Glaubenszweifel. Das zeigt sich auch in der Thematisierung des Brachjahres im Buch Levitikus. Und die Antwort auf die gestellte Anfrage ist zweiteilig: Denen, die die Gebote halten, sichert Gott sechs Jahre lang eine ausreichende Ernte zu und für das siebte Jahr verheißt er:

Ich werde für euch im sechsten Jahr meinen Segen aufbieten und er wird den Ertrag für drei Jahre geben. Wenn ihr im achten Jahr sät, werdet ihr noch bis zum neunten Jahr vom alten Ertrag essen können; bis der Ertrag dieses Jahres kommt, werdet ihr vom alten essen können. Levitikus 25,21-22

Gott stellt damit eine radikale Forderung: Israel solle sich in völlige Abhängigkeit von ihm begeben und auf seine Fürsorge vertrauen. Als Fürsorge verheißt er nicht nur eine reiche Ernte im sechsten Jahr, sondern er gebietet und verheißt, dass die Erträge, die das Land im Sabbatjahr, also in der dem Erdboden geschenkten Ruhe, selbst hervorbringt, alle ernähren sollen:

Der Sabbat des Landes selbst soll euch ernähren: dich, deinen Knecht, deine Magd, deinen Lohnarbeiter, deine Beisassen, alle, die bei dir leben. Levitikus 25,6

Das, was das Land selbst, ohne dass es kultiviert wird, hervorbringt, wird genügen. Das ist eine radikale Hoffnung, die einen umso leichter trägt umso wohlhabender man ist. Die, die keinen eigenen Landbesitz in der Welt des Alten Testaments besaßen, waren auf diese Sabbatjahre angewiesen (vgl. Exodus 23,11). In diesem Sinne verpflichtet der Wohlstand gegenüber der Natur und den Armen.

Nein!

Nicht alle werden für einen Wandel in der Klimapolitik demonstrieren. Und die wenigsten haben bisher ihren Lebenswandel geändert. Mit ein wenig Gottvertrauen und im Wissen, dass ein Großteil der deutschen Gesellschaft in relativem Wohlstand lebt, wird die Zukunft nicht erst auf der Straße, sondern schon zuhause geändert. Sichert den Wohlstand! Versorgt die Armen! Vertraut auf Gott! Schenkt der Natur, der Schöpfung Gottes, Ruhe! Dann sichert euch eben ein „Brachjahr“ einen Ertrag für drei Jahre – oder im Falle des Weltklimas: Dann werden unsere Enkel auch ihren Enkeln noch einen ökonomischen und ökologischen Wohlstand hinterlassen können.

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