Ecclesiastica·Exegetica

Von Maria 2.0 zur Wahrheit Launische und launige Gedanken


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In der Kirche herrscht sowohl die Zeit des angerührten Betons als auch der Beginn einer Revolution. Während drinnen die Krisen verwaltet werden, wird draußen protestiert. Selbst die Gottesmutter bedürfe eines Updates – die alte Version genüge wohl nicht mehr. Doch die Stimme dieser Maria 2.0 hat es verdient, gehört zu werden. Auch wenn bestimmte Kreise am liebsten mit Paulus die Frauen in der Kirche zum Schweigen bringen wollen:

Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern ein Gott des Friedens. Wie es in allen Gemeinden der Heiligen üblich ist, sollen die Frauen in den Versammlungen schweigen; es ist ihnen nicht gestattet zu reden: Sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. 1 Korinther 14,33-34

Die Forderungen der Frauen sind in der langen Geschichte der Tradition unerhört: Zugang für Frauen zu allen Kirchenämtern?1) Ein radikaler Gedanke. So wie damals in der Zeit des Neuen Testament Priscilla zusammen mit ihrem Ehemann Aquila die Gemeinde in Ephesus leiteten:

Aquila und Prisca und ihre Hausgemeinde senden euch viele Grüße im Herrn. 1 Korinther 16.19

Aber nicht alles, was in der Bibel steht ist ja verpflichtend für die Gegenwart. Schließlich leben wir ja auch nicht mehr in einer Gesellschaft, in der ein Mann beliebig viele Frauen heiraten kann. Heute sind wir einen Schritt weiter als der Erzvater Abraham und der große König David – diese Polygamisten. Die Ehe zwischen zwei Menschen ist ein hohes und zu schützendes Gut – ein christlicher Wert. Deshalb durfte ein Bischof, ja auch nur eine einzige Frau heiraten:

Wer das Amt eines Bischofs anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe. Deshalb soll der Bischof untadelig, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen sein, von würdiger Haltung, gastfreundlich, fähig zu lehren; er sei kein Trinker und kein gewalttätiger Mensch, sondern rücksichtsvoll; er sei nicht streitsüchtig und nicht geldgierig. 1 Timotheus 3,1-3

Ideal und Wirklichkeit liegen manchmal meilenweit auseinander – oder wie in diesen Tagen, trennt sie eine Kirchentür. Nur wenn diese Tür zu beiden Seiten offen ist, werden Ideal und Wirklichkeit neu definiert, indem man rein- und rausgeht. Vielleicht liegt die Wahrheit doch gerade an der Schwelle, dort wo die Kirche und die Welt ganz nah beieinander sind – vielleicht steht dort Pontius Pilatus und stellt uns die entscheidende skeptische Frage: Was ist Wahrheit?

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Bildnachweis

Titelbild: Ohne Name (Autor: HypnoArt) – Quelle: Pixabay – lizenziert als CC0.

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1. Zur Frage nach dem Frauenpriestertums siehe den Beitrag von Werner Kleine, “Timewarp” hier auf Dei Verbum.
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