Kapitel
Disput·Ecclesiastica·Exegetica

Lehre leere Lehren leeren Oder: Warum man das Wort Gottes nur mit Besonnenheit und Leidenschaft zum Leben erwecken kann


den Artikel
vorlesen lassen

Lesen ist eine Kunst. Nein, nicht die banale Kulturtechnik, die schwarzen Strichen auf weißem Grund die Bedeutung von Buchstaben verleiht, die man erkennen, dechiffrieren und in Gruppen angeordnet als Wörter erkannt phonetisch lautieren kann, ist gemeint; das zu erlernen ist freilich schon schwer genug. Nein, den Sinn der schwarzen Striche auf weißem Grund zu verstehen und zu erkennen ist die Kunst, die hier gemeint ist. Die Flüchtigkeit der Vielen, die sich mit der bloßen Bedeutung der schwarzen Striche auf weißem Grund zufrieden finden, verhindert allzu oft ein tieferes Erkennen. Das geht vor allem und gerade vielen so, die das Wort Gottes als Keule verwenden und mit Versen nur so um sich schlagen. Hier ein Zitat und dort ein Verweis – schon ist bewiesen, was bewiesen werden muss. Wer wollte da die Autorität des Wortes Gottes in Frage stellen. Es steht doch so geschrieben!

Begreift ihr denn nicht?

Tatsächlich musste sich schon der frisch Auferstandene mit der intellektuellen Blindheit seiner Jünger herumschlagen. Die Emmausjünger etwa scheinen durchaus mit den messianischen Verheißungen des Propheten vertraut gewesen zu sein. Die Erfahrung des Kreuzestodes Jesu aber ist zu massiv, um jetzt den Blick weiten zu können. Die Trauer legt sich wie Pech auf Herz und Verstand. Und weil einfach nicht sein darf, was nicht sein kann, ist es nur natürlich, dass sie die Nachricht der Frauen vom leeren Grab zwar in Aufruhr, aber doch nicht in Glauben versetzt. Uns so setzt der Auferstandene an, ihnen den Sinn der Schrift zu erschließen:

Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. Lukas 24,25-27

Der Text suggeriert eine umfassende Exegese, die nichts Relevantes auslässt – eben angefangen von den Propheten und allen Propheten bis hin zur ganzen Schrift, also vom Anfang bis zum Ende einfach alles. Aber auch das reicht nicht. Erst das Brotnehmen, das Sprechen der Lobpreisung und das Brechen des Brotes wird ihnen die Augen öffnen. Erst jetzt sagen sie:

Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete? Lukas 24,32

Mit brennendem Herzen

Im Nachhinein erst erkennen die Emmausjünger, dass ihnen die Herzen brannten. Der Trauerschleier musste erst verglühen, bevor sich das Verständnis der Schrift wie ein Flächenbrand ausweiten konnte. Mit brennendem Herzen brechen sie unverzüglich auf um den anderen von ihrer Erfahrung zu berichten. Eines nämlich wird in dieser Erzählung deutlich: Exegese ist Leidenschaft, eine Aufgabe, die man wahrhaftig nur mit brennendem Herzen vollziehen sollte, will man dem Wort Gottes, dessen Macht immerhin ganze Universen ins Dasein zu rufen imstande ist, auch nur annähernd gerecht werden. Das Wort Gottes eignet sich nicht für blutleere Disputationen. Wer mit Gott und seinem Wort ringt, dem wird es wie dem Stammvater Jakob ergehen: Er wird verwundet werden, Segen empfangen und als ein anderer aus diesem Ringen hervorgehen:

Nicht mehr Jakob wird man dich nennen, sondern Israel – Gottesstreiter – ; denn mit Gott und Menschen hast du gestritten und gesiegt. Genesis 32,29

So mit Gott zu ringen ist in der Tat nicht ungefährlich. Man muss wachsam und auf Überraschungen gefasst sein. Wer hier träge eingefahrenen Verfahrensweisen folgt, spielt wohl mit seinem Leben – zumindest, wenn man Jakob, der jetzt Israel, Gottesstreiter, heißt, glauben darf:

Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und bin doch mit dem Leben davongekommen. Genesis 32,31

Führe uns nicht in Versuchung!

Die Versuchung ist freilich gerade für die groß, die glauben, im Umgang mit dem Wort Gottes geübt zu sein. Wenn das lodernde Feuer des Verliebtseins zur wärmenden Glut alltäglicher Liebe geworden ist, gilt es, diese Glut zu nähren. Wer das nicht tut, dessen Liebe wird zu Asche erkalten. Ihm ist die Leidenschaft geflohen. Träge führt er Worte der Liebe im Mund, aber niemand nimmt ihm mehr das Bekenntnis ungeküsster Lippen ab. Wo der Liebe die Taten abhandenkommen, wird sie kalt, schwer, lästig und auch eklig. Müdegeliebt bleibt man irgendwie noch zusammen. Man hat sich halt aneinander gewöhnt. Die Leidenschaft, die Passion, das Leben aber ist zu Asche zerfallen. Aus Asche kann keine Glut mehr entstehen. Anders hingegen ergeht es dem großen Völkermissionar Paulus, der allen Widrigkeiten zum Trotz mit bisweilen streitbarer Leidenschaft das Wort Gottes in aller Welt verkündet – eine Leidenschaft, die ihm hin und wieder den Vorwurf eingetragen hat, er sei wohl von Sinnen:

Wenn wir nämlich von Sinnen waren, so geschah es für Gott; wenn wir besonnen sind, geschieht es für euch. Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir erkannt haben: Einer ist für alle gestorben, also sind alle gestorben. 2 Korinther 5,13-14

Das Zitat führt sehr schön die zweite Versuchung vor Augen, die die befallen kann, die einen häufigen Umgang mit dem Wort Gottes pflegen. Neben der erkalteten Liebe kann es auch zu unablässiger Schwärmerei kommen, jenem Fundamentalismus, der frisch Verliebten zu eigen ist, die sich als alleinigem Mittelpunkt der Welt wähnend alle und alles andere nur noch zu mehr oder weniger bedeutungsvollem Zierrat des eigenen Liebesrausches degradiert. Es ist gut, dass solches Verliebtsein irgendwann zu echter Liebe wird. Von einem Strohfeuer kann niemand leben, von echter Glut schon. Die aber, die das Strohfeuer am Leben halten wollen, dürfen keinen Zweifel zulassen. Auch sie erfassen den tieferen Sinn des Wortes Gottes nicht, weil alles nur so gelten darf, wie es da steht: Schwarz auf Weiß – dazwischen gibt es ebenso wenig, wie es eine Alternative für den Rausch des Verliebtseins gibt. Allein: Verliebtsein ist ein psychotischer Zustand, der tolerabel ist, weil er vergeht. Lässt mein seine Metamorphose zu echter Liebe nicht zu, wird er zu einer Krankheit. Deshalb mahnt Paulus Besonnenheit an.

Mit Leidenschaft und Besonnenheit

Leidenschaft und Besonnenheit sind die Therapeutika, mit der man die sakrale Sepsis, von denen die Schwärmer und Fundamentalisten befallen sind, ebenso heilen kann, wie diejenigen, die von grauer Asche leben, die sie denen in die Augen streuen, die die Liebe suchen. Liebe freilich ist ein inflationär gebrauchtes Wort. Es wird gerade in der Rede von, mit und über Gott so häufig im Munde geführt, dass man weder von Leidenschaft noch Besonnenheit sprechen kann. So von Gott zu reden hat etwas von Kitsch und Unwahrhaftigkeit. Da ist kein Ringen mehr, kein Streiten, kein Inkaufnehmen von Verletzungen. Wenn sich so etwas einmal einstellt – überraschenderweise – dann zuckt der Mensch nur allzu schnell erschrocken zusammen und ruft: Um Himmels willen! Wie kann Gott das zulassen?

Schau genau!

Das Wort Gottes hat es so überhaupt nicht mehr leicht. Wo das Geschwisterpaar Leidenschaft und Besonnenheit aus dem Blick gerät, wird aus dem Wort des lebendigen Gottes ein zu Sand zerfallener Steinbruch, dessen Körner immer noch bergen, aber niemanden mehr herausfordern. Da nutzt es auch nichts, das Wort Gottes selbst zu zitieren, wie es in schwierigen Situationen gerade jene, die in der Kirche Ansehen genießen, wenn sie vermeintlich schwierige Botschaften verkünden wollen1):

Viele seiner Jünger, die ihm zuhörten, sagten: Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören? Johannes 6,60

Wer hier genau hinsieht, merkt, dass es nicht um irgendeine Lehre oder Rede geht, sondern um „diese“ Rede. Das Demonstrativpronomen οὗτος (gesprochen: hoûtos) steht hier ja nicht zufällig, sondern verweist auf die unmittelbar vorangehende Passage. Und die hat es in der Tat in sich, handelt es sich doch um die sogenannte große Brotrede Jesu im Johannesevangelium (Johannes 6,22-59) – jenem Text, der inhaltlich die Identifikation von Brot und Leib Christi intendiert, die römisch-katholische und orthodoxe Christen, aber auch Lutheraner, Anglikaner und andere mit der Transsubstantiation der eucharistischen Gaben verbinden. Auch wenn das Johannesevangelium anders als die Synoptiker und Paulus im 1. Korintherbrief keinen Einsetzungsbericht enthält, wird in dieser Brotrede der Sache nach das ausgesagt, was in den Einsetzungsberichten das Wort ἐστιν (gesprochen: estin) transportiert: Dies ist mein Leib! Nicht im Sinne einer Bedeutung, sondern einer Identifikation.
Tatsächlich überbietet Johannes das noch:

Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt. Johannes 6,51

Das griechische Wort σάρξ (gesprochen: sárx) meint Fleisch im unüberbietbar materiellen Sinn. Da ist nichts mehr, was man schwärmerisch symbolisch verbrämen könnte. Es ist die Totalidentifikation mit seiner Leiblichkeit, von der Jesus hier bei Johannes spricht – und das auf eine materiell-konkrete Art, die dort keinen Zweifel mehr zulässt, wo die Synoptiker und Paulus noch von σῶμα (gesprochen: sôma) sprechen und so wenigstens die semantische Möglichkeit einer Spiritualisierung offenlassen. Während nämlich σάρξ immer eine materielle Komponente eignet, ist σῶμα vielschichtiger: Es kann so ebenso den irdischen (mithin fleischlich-sarkischen) Leib bezeichnen wie den pneumatischen Auferstehungsleib. Auch hier bleibt in den Einsetzungsberichten die Totalidentifikation von Brot und Leib Christi erhalten; bei Johannes jedoch ist sie von so konkreter Eindeutigkeit, dass allen exegetischen Symbolisierungsversuchen ein Riegel vorgeschoben ist. Erstaunlich für einen Evangelisten, dem man doch sonst eher geistige Höhenflüge nachsagt …

Skandalon!

Und gerade die vollzieht er hier, indem er jeder drohenden Symbolisierung den Garaus macht. Die Verwendung des Wörtchens σάρξ (gesprochen: sárx) ist eben kein Zufall. Erst so wird der eigentliche Skandal der christlichen Lehre sichtbar:

Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Johannes 6,52

Ist das nicht in der Tat absurd? Sind Christen Kannibalen, die sich am Fleische Jesu laben? Wer sich an dieser Lehre auch als Christ nicht stört, dessen zu Asche zerfallene Liebe hat sich wohl längst in alle Winde zerstreut. Natürlich ist es skandalös, davon zu reden, der Leib Jesu sei in diesem Brot auf dem Altar. Natürlich ist es für den Verstand unerträglich, zu glauben, in der Kommunion fände eine Vereinigung zwischen den Glaubenden und Christus statt. Und doch vertrauen viele Christen auf das Zeugnis Jesu, dass dieser den empörten Juden in der Synagoge von Kapharnaum entgegenhält:

Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Johannes 6,53-57

Bei näherer Betrachtung ist das keine wirkliche Argumentation, mit der man Andersglaubende bekehren könnte. Es ist eher ein leidenschaftliches Bekenntnis, dass diejenigen verstehen, die sich darauf einlassen können. Es ist eben wie mit der Liebe. Man kann sie nicht erklären. Man kann sie nur leben – mit Leidenschaft! Wer die Liebe hingegen in sachliche Formeln biochemischer Prozesse auflösen wollte – ein solcher Mensch wird einsam sterben …

Fleisch oder Stein?

Ebenso verhält es sich mit jenen, die Wörter aus dem Wort Gottes herausreißen. Jedes Wort hat seinen Platz und seinen Sinn – und der muss wachsam beachtet werden. So heißt es bei der Taufe Jesu nicht, dass der Heilige Geist in Gestalt einer Taube vom Himmel herabkam, sondern wie (ὡς – gesprochen: ho – vgl. Markus 1,10 parr). ὡς ist eine Partikel des Vergleichs. Die drei schwarzen Striche auf weißem Papier deuten in dieser Konstellation an, dass hier eine Metapher, also ein Vergleich zu vermuten ist. Da war keine Taube. Der Heilige Geist kam wie eine Taube auf ihn herab. Das Bedeutungsspektrum „Taube“ aber ist vielschichtig. Auf der einen Seite eignet ihm Sanftheit und Anmut. Andererseits aber gurrt und girrt es allerorten, wo Tauben sind – und eine Taube kommt nie allein. Man wird ihrer nicht Herr. Man kriegt sie nicht zu fassen. Hat man überhaupt eine gefangen, flattern die anderen hier und da hin davon. Es ist eine wahrhafte Plage mit diesen Vögeln … so wie mit dem Heiligen Geist, der einfach nicht schweigen will, der gurrt, wie es ihm passt, der weht, wo er will, der nicht zu fassen und zu packen ist. Und doch versuchen es die Lehrer des Glaubens immer wieder. Sie versuchen ihn zu zähmen, wenn sie vorgeben zu wissen, was Gott will; sie stutzen ihm die Flügel, wenn sie das Wort Gottes in Regeln und Normen transformieren und damit seine Substanz verändern; und sie rupfen ihm die Federn aus, wenn sie das Wort Gottes aus dem Zusammenhang reißen. Dabei heißt es doch „Wort Gottes“ und nicht „Worte Gottes“. Der eine Gott schwätzt nicht beliebige Worte, er schafft durch sein Wort! Und genau deshalb sind die Kontexte zu beachten. Es ist wichtig, in welchem Zusammenhang ein Vers steht; nur dort erhält er seine Bedeutung, seinen unverfälschten Klang, seinen inneren Sinn! Reißt man ihn aus dem Zusammenhang heraus, erkaltet sein Leben und er wird zu einem Stein, mit dem man zwar nichts Neues mehr schaffen, immerhin aber jemanden totschlagen kann …

Die-reine-Leere

Leere Lehren

Die Bibel sagt dies, die Bibel sagt jenes … und genauso sagt die Bibel nichts. So wie nach einer Reihe von Fragen auch Kardinal Robert Sarah jüngst einen Vers aus dem Kontext der großen Brotrede des Johannesevangeliums heraussezierende zitiert:

„Er schaut uns direkt in die Augen und fragt jeden von uns: Wirst du mich verlassen? Willst du aufgeben, den Glauben in all seiner Fülle zu lehren? Wirst du den Mut haben, meine wahre Präsenz in der Eucharistie zu predigen? Wirst du den Mut haben, diese jungen Leute zum geweihten Leben aufzurufen? Wirst du die Kraft haben zu sagen, dass die sakramentale Kommunion ohne regelmäßige Beichte den Sinn verlieren könnte? Wirst du die Kühnheit haben, an die Wahrheit über die Unauflöslichkeit der Ehe zu erinnern? Wirst du die Liebe haben, um dasselbe für diejenigen zu tun, die drohen, dich dafür zu verfolgen? Wirst du den Mut haben, die Geschiedenen und Wiederverheirateten einzuladen, ihr Leben zu ändern? Wirst du den Erfolg bevorzugen oder wirst du mir folgen? Bitte Gott, dass wir mit Petrus voller Liebe und Demut antworten können: ‚Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast die Worte des ewigen Lebens.‘ (Joh 6,68)“2)

All diese Fragen sind biblisch nicht im Munde Jesu bezeugt. Kardinal Sarah legt sie Jesus in den Mund – und wird genau darin manipulativ. Manipulation aber erträgt die Liebe nicht, den Skandal schon. Petrus antwortet ja genau auf den Skandal, der dadurch entsteht, dass Jesus sagt, in dem Brot würde er sein Fleisch zu essen geben. Dahin gehört das Wort des Petrus auf die Frage Jesu, ob auch er und die anderen Jünger gehen wollten wie die vielen, die die harte Rede von der Fleischgabe Jesu nicht hören wollten und sie unerträglich fanden. Die Rede Kardinal Sarahs aber ist nicht skandalös, sie ist manipulativ. Bei allem Respekt dem Anliegen Kardinal Sarahs gegenüber – wer so mit dem Wort Gottes um sich wirft, gleicht nicht dem Hirten, der in Panik gerät, weil er ein Schaf verloren hat (vgl. Lukas 15,4-7 par), sondern jenem Ankläger von Brüdern und Schwestern, von dem es in der Offenbarung des Johannes heißt:

Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Königsherrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten; denn gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte. Offenbarung 12,10

Klagende singen selten leidenschaftliche Liebeslieder.

Worte des ewigen Lebens

Vielleicht ist genau das das Problem: Wer von Liebe redet, muss auch voll Liebe sein. Wer liebt, sucht das Verlorene mit ruheloser Leidenschaft und aller notwendigen Besonnenheit – Kopflose sind schlechte Retter. Wer diese leidenschaftlich-besonnene Liebe Jesu für die Verlorenen nicht hat, gleicht einem dröhnenden Erz und einer lauten Pauke (vgl. 1 Korinther 12,1), die viel Lärm um Nichts machen. Viel was da geredet wird, sind eben keine Worte des ewigen Lebens – es ist bloß ein Echo einer Angst, die unter der kalten Asche wächst. Liebt, leidet, lebt! Versteht ihr den Sinn der Schrift denn nicht? Der, der gekommen ist, um das Gesetz zu erfüllen, übertritt es bisweilen um der Menschen willen (vgl. etwa Markus 2,27).
Traut ihr Gott nichts mehr zu, dass ihr euch an seine Stelle setzt? Das ist tatsächlich unerträglich, aber keine harte Rede! Es ist eher etwas peinlich, weil ja jeder weiß, dass ihr Menschen seid und keine Götter. Skandalös ist, wenn Jesus ein Brot zu essen gibt, von dem er sagt, dass es sein Fleisch ist. Und skandalös ist es, wenn Gottes Wort Fleisch wird (vgl. Johannes 1,14). Habt ihr da etwas Vergleichbares zu bieten? Nicht? Dann redet wenigstens mit leidenschaftlicher Besonnenheit von diesem Gott! Zwingt keinen, drängt niemanden. Das verträgt die Liebe nicht. Seid einfach leidenschaftlich und besonnen – dann wird man euch auch wieder zuhören. Mindestens! Und die eine oder der andere wird sich anstecken lassen und glühen …

Empfehlen Sie diesen Artikel weiter
  • Share this on WhatsApp
  • Share this on Linkedin
Wenn Sie über die Veröffentlichung neuer Texte informiert werden möchten. schicken Sie bitte eine E-Mail, mit dem Betreff „Benachrichtigung“, an mail@dei-verbum.de

Bildnachweis

Titelbild: walnut (Pezibear) – Quelle: Pixabay – lizenziert als Pixabay Lizenz (freie kommerzielle Nutzung/kein Bildnachweis nötig)

Bild 1: Kath 2:30-Cartoon “Die reine Leere” (Knut “Kumi” Junker/Katholische Citykirche Wuppertal) – alle Rechte vorbehalten.

Einzelnachweis   [ + ]

1. So unlängst der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki in einem Beitrag für die Tagespost: „Das Argument, dass die ‚Abstimmung mit den Füßen‘, also die Abkehr vieler Menschen von der Kirche, schlicht keine andere Wahl lasse, überzeugt mich nicht. Christus selbst hat mit seiner Verkündigung nicht nur Zustimmung und Jubel ausgelöst, sondern auch Unverständnis und Ablehnung: ‚Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?‘ (Joh 6,60). Daraufhin hat er nicht etwa seine Lehre den Wünschen der Leute angepasst, sondern zugunsten der Wahrheit in Kauf genommen, dass ‚sich viele seiner Jünger zurück[zogen] und … nicht mehr mit ihm umher‘ gingen (Johannes 6,66).“ (Rainer Maria Kardinal Woelki, Christus im Blick, in: Tagespost online, 27.3.2019, Quelle: https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/online/Woelki-Katholiken-machen-etwas-falsch;art4691,196919 [Stand: 31. März 2019]).
2. Quelle: https://www.kath.net/news/67379 [Stand: 31. März 2019].
Weitere Beiträge: