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Disput·Res publica

Hasserfüllte Augen Gegen den blinden Hass in Chemnitz


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Voller Wut skandieren die Menschen in Chemnitz‘ Straßen hasserfüllte Parolen. Nein, nicht alle, die sich dort aus Angst, Verzweiflung, Sorge und Zorn versammeln und neben denjenigen stehen, die den rechten Arm zum Hitlergruß erheben, sind Rechtsextreme. Aber sie beteiligen sich an dem Hass, der zur Jagd auf Migranten und zu einem Angriff auf ein jüdisches Restaurant führt. Sie akzeptieren den Hass und den Rassismus als Teil ihrer Meinungsäußerung. Ist das die passende Antwort auf den Totschlag eines jungen Menschen? Ist ein zügelloser Mob das Sinnbild für eine bessere Gesellschaft? Nein, der geschürte Hass führt zur Erblindung der Masse. Gibt es denn keinen guten, weltverbessernden Hass? Wohin mit der Wut, Angst, Verzweiflung, Sorge und dem Zorn?

Hassgebet!

Zum Gebet der Psalmen gehört Hass ganz natürlich dazu. Der Beter bekennt vor Gott, dass er alles Unrecht und alle Wege der Lüge hasst und die Gebote Gottes liebt (Psalmen 26,5; 101,3; 119,104.128). Es wird viel gehasst im Gebet und der Hass bleibt nicht nur abstrakt, sondern bezieht sich auch auf Personen:

Verhasst ist mir die Versammlung derer, die Unrecht tun; bei Gottlosen kann ich nicht sitzen. Psalm 26,5

Im Gebet entlädt sich die Machtlosigkeit gegen das sich in der Gesellschaft und der Welt durchsetzende Unrecht. Der Hass ist ein Bekenntnis zu Gott, der als Ermöglicher von Gerechtigkeit, zur Rettung angerufen wird. Ja, Hass gehört zum Glauben:

Furcht des HERRN verlangt, Böses zu hassen. Hochmut und Hoffart, schlechte Taten und einen verlogenen Mund hasse ich. Sprichwörter 8,13

Der geforderte Hass verurteilt das böse Tun der Menschen, aber er wird selbst nicht zum Bösen. Der geforderte Hass richtet sich gegen Unrecht und erhofft Gerechtigkeit. Diese Art des Hasses ist keine Handlung, sondern ein Hoffen auf Gott, der selbst auch hasst.

Göttlicher Hass!

Gott hasst menschliche Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften, die sich gegen die solidarische Gesellschafts- und Weltordnung richten und seinen Willen konterkarieren:

Sechs Dinge sind dem HERRN verhasst, sieben sind ihm ein Gräuel: Stolze Augen, eine falsche Zunge, Hände, die unschuldiges Blut vergießen, ein Herz, das finstere Pläne hegt, Füße, die schnell dem Bösen nachlaufen, ein falscher Zeuge, der Lügen zuflüstert, und wer Streit entfacht unter Brüdern. Sprichwörter 6,16-17

Gott hasst sowohl Mord und Totschlag, als auch jedes andere asoziale Verhalten. Die Liebe zum Nächsten, egal wer er ist, soll die Richtschnur für das menschliche Handeln sein:

Plant in eurem Herzen nichts Böses gegen euren Nächsten und liebt keine verlogenen Schwüre! Denn all das ist, was ich hasse – Spruch des HERRN. Sacharja 8,17

Hasserfüllte Augen

In Chemnitz guckt man mitten in das Antlitz der Verrohung, die erblinden lässt und das Bedürfnis nach einem Führer in der Dunkelheit erweckt. Es ist Zeit für hasserfüllte Augen, die ihren Blick auf das Unrecht richten und eine Perspektive suchen für eine solidarische und gerechte Gesellschaft. Es ist an der Zeit, mit Gott das Böse zu hassen, egal wer es tut.

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Bildnachweis

Titelbild: Portrait of a Man, 2004-2006 – Anger, zur Verfügung gestellt von Gert Germeraad. Lizenz: (CC BY-SA 3.0).

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