Kirchenkitsch Neutestamentliche Einwürfe zur kirchlichen Gemeinschaftssehnsucht

Wörter wirken - bisweilen sedierend. Gerade in der kirchlichen Kommunikation wird diese anästhetische Dimension gerne benutzt, um Konflikte einzuzähmen. Dann wird schnell von Charismen, der Liebe oder der Gemeinschaft gesprochen. Was genau damit gemeint ist, wird selten geklärt. So entsteht ein an Kitsch grenzendes Kirchenverständnis, das in seiner Süße reizt und doch Karies verursacht. Es ist Zeit für eine biblischen Aufklärung.

Das Gemeinte und das Gesagte Über die die merkwürdige Lust, das Eigentliche zwischen den Zeilen zu suchen, und dabei das Offenkundige aus den Augen zu verlieren

Worte werden in den Händen vieler Ausleger weich wie Wachs. Man braucht den Autoren gar nicht im Mund herumzudrehen, um sie den eigene Anliegen dienstbar zu machen. Oft reicht es schon, das Gesagte geflissentlich zu ignorieren und zwischen den Zeilen das Eigentliche zu suchen. Das ist ohne Frage eine Lust, die dem ursprünglich Gesagten aber zur Last wird. Was aber ist, wenn das Gesagte das Gemeinte längst enthält? Das Weiße zwischen den Zeilen wäre dann einfach ... weiß.

Tote Punkte Neutestamentliche Einwürfe zu einem ambivalenten Phänomen

Ein Erzbischof bietet seinen Rücktritt an, weil er die Kirche an einem "toten Punkt" sieht. Er erhofft darin eine Wende. Das aber ist trügerisch, sind tote Punkte nicht immer schon die tiefsten Punkte. Der Abstieg kann sogar noch schneller voranschreiten. Die Botschaft der Bibel aber lehrt, dass selbst die Pforten der Unterwelt durch den Auferstandenen erst dann erschüttert werden, wenn vorher ganz und gar gestorben wurde. Eine Kirche, die auferstehen will, hat da noch einiges mehr vor sich als Rücktrittsangebote ...

Umkämpfter Sehnsuchtsort Gedanken eines Neutestamentlers über eine Stadt, die die Heilige genannt wird

Jerusalem - Heilige Stadt und Sehnsuchtsort für viele. Es ist eine in vielen Zeiten immer wieder umkämpfte Stadt. Christliche Kreuzzügler kamen im Mittelalter, um die Heiligen Stätten zu "befreien". In der Gegenwart entzünden sich immer wieder blutige Konflikte um den Tempelberg, der Juden wie Muslimen heilig ist. Kann die heilge Stadt Jerusalem, Stadt des Heiligen, in der so viele, Juden, Christen und Muslime das Heil suchen, Frieden finden?

Petrinische Horizonterweiterungen Oder: Wie der Apostel lernte, seinen Katechismus neu zu schreiben

Die Ansicht, im Glauben wäre alles von Alters her immer schon gleich gewesen und würde deshalb für alle Ewigkeiten feststehen, wird schon in den Schriften der Bibel konterkariert. Auch Petrus muss immer wieder lernen, dass Gott selbst es ist, der das Überkommene übersteigt. Von Anfang an besteht deshalb die Aufgabe darin, den überlieferten Glauben immer neu in Wort und Tat zu formulieren - eine stete Herausforderung, der sich Theologie und Lehramt stellen müssen.

Der Bischof und die Professorin Neutestamentliche Wegweisungen aus der ekklesialen Sackgasse

Das Verhältnis ist schon lange spannungsgeladen: Die Theologie und das Lehramt. Immer wieder geraten die Vertreter des einen mit denen in Konflikt, die theologietreibend Antworten auf die Fragen der Zeit suchen. Dabei liegt der Konflikt tiefer als es der augenscheinliche Streit um die richtige Lehre. Es geht letztlich um die Frage der Ordnung des Volkes Gottes. Sind die einen Herren über den Glauben der anderen? Und was ist ein Hirte, wenn die Herde einfach weiterzieht? Es ist schon lange Zeit, umzudenken ...

Und die Moral von der Geschicht … Neutestamentliche Reflexionen über Moral und Gewissen

Nicht jeder, der Recht bekommt, ist auch moralisch auf der rechten Seite. Zumindest wird die Moral angeführt, wenn die Argumente des Rechts ausgetauscht sind. Was aber ist Moral? Woran kann man sie messen? Die Moral mag nicht relevant für irdisches Recht sein, vor dem inneren Gerichtshof, dem Gewissen, ist sie die oberste Norm. Sie objektiv zu prüfen, mag unmöglich sein; subjektiv aber entscheidet sich vor diesem inneren Gerichtshof, ob das Handeln eines Menschen lauter ist. Das aber kann auch vor der Welt nicht auf Dauer verborgen bleiben.

Omertà? No! Biblische Reflexionen über das (Ver-)Schweigen

Wenn es um das Selbstverständnis der Kirche geht, hatte (und hat) das Schweigen Konjunktur bei vielen Verantwortlichen. Nichts sollte die Heiligkeit der Kirche in Gefahr bringen. Gerade das Schweigen aber beschädigt eben diese Heiligkeit - und es ist ein Zeichen mangelnden Gottvertrauens. Damit die Kirche wieder des Glaubens würdig werden kann, darf nichts im Verborgenen bleiben. Nichts!

Leben lernen Ein Plädoyer wider das Aufblühen eines paganen Klerikalismus

Wenn jede an sich denkt - und jeder auch - dann ist an alle gedacht. Viele leben offenkundig in einem Bewusstsein einer besonderen Erwählung, nehmen sie doch scheinbare Sonderrechte für sich in Anspruch, die gerne auch als Grundrechte deklariert werden. Die Freiheit der Entscheidung bleibt dabei ebenso auf der Strecke wie der gesellschaftliche Zusammenhalt, ist eine organische Gesellschaft doch immer mehr als die Summe Einzelner. Wahre Freiheit braucht Charakter.

Wann endlich kommen die Tage der Not? Ein Essay zur Frage der Reformunfähigkeit der Kirche

Reformvorschläge haben in der Kirche wenig Chancen. Es gibt immer Kräfte - seien es Weihevolle oder Weihelose -, die den Besitzstand wahren möchte. Wer aber nur daran interessiert ist, die eigenen Pfründe zu sichern, ist reformunfähig. Das Wort Gottes selbst aber lehrt, dass Umkehr kein Ergebnis geistlicher Erkenntnis, sondern letztlich eines physischen Mangels ist. Ohne diesen erlebten Mangel haben alle pastoralen Zukunftsprozesse wohl keine Chance ...

Die Mähler und das Mahl Neutestamentliche Aspekte zur Diskussion um die eucharistische Gastfreundschaft

Der Wunsch nach einem gemeinsamen Abendmahl der christlichen Konfessionen ist groß. Gerne wird auch beschworen, dass die unterschiedlichen Konfessionen mehr verbinden als trennen würde. Das Trennende aber ist oft das, was die unterschiedlichen Identitäten begründet. Kann es ein gemeinsames Mahl geben, das weder den biblischen Befund noch die identitätsstiftenden Akzente vorschnell nivelliert? Das Neue Testament hält eine Möglichkeit bereit.

Worte sind Worte sind Worte Bekenntnisse eines Neutestamentlers

Worte wirken. Sie lösen Reaktionen aus, die bisweilen aber dem, was gesagt wurde, widersprechen. Das ist auch gut so, denn sonst wäre alles nur Zauberei: Man spricht und das Gesagte wird wirklich. Stattdessen verwandeln sich viele Worte in Windhauch, in heiße Luft, wenn sie nicht durch Taten gedeckt sind. Gerade der Glaube an den, dessen Wort Fleisch wird, ist tatempfindlich. Wenn die Taten für die Worte fehlen oder gar den Worten widersprechen, sind die, die so verkünden, des Glaubens nicht mehr würdig. Liegt hier der eigentliche Kern der gegenwärtigen Kirchenkrise?

Spreu und Weizen Ein kurzer Essay über die Frage, warum die Kirche sich nicht weiterentwickelt

Keine noch so gute Taktik vermag den Gewinn zu garantieren, wenn sie in der Praxis nicht umgesetzt wird. Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Das gilt für die Welt wie für die Kirche. Wenn die Zeugen des Evangeliums durch ihr Handeln unglaubwürdig erscheinen, ist das Scheitern vorprogrammiert. Es bedarf deshalb einer tiefen inneren Katarsis, einer Reinigung, um vor dem Gerichtshof der Welt wieder Glauben zu finden.

Den Fernen so nah Ein Blick zurück ins Neues Testament auf die Dialektik missionarischer Pastoral der Gegenwart und Zukunft

Die Kirche ist stetigen Veränderungen unterworfen. Jede Veränderung bedeutet Herausforderungen. Die Herausforderungen der Gegenwart liegen auf der Hand: Die Zahl hauptamtlicher Seelsorgerinnen und Seelsorger geht zurück, Kirchenaustritte steigen - die Aufgabe, das Evangelium in aller Welt alles Geschöpfen zu verkünden (vgl. Markus 16.15) bleibt. Eine Lösung liegt darin, Verwaltung zu zentralisieren, Pastoral aber zu dezentralisieren. Ein Modell, das sich schon zu neutestamentlichen Zeiten bewährt hat.

Nein? Doch! Oh! Verschwörungen und Verschwörungsphantasien aus neutestamentlicher Perspektive

Verschwörungserzählungen haben Konjunktur. Das hatten sie immer schon. Wenn die Wirklichkeit zu komplex ist oder es gilt, eigene Ziele zu verfolgen, sind Verschwörungserzählungen mitunter mächtige Werkzeuge, alternative Fakten zu schaffen. Die eigentlichen Verschwörer sind deshalb die, die Verschwörungen erfinden und so sich selbst und vielen eine Falle stellen, aus der nur schwer herauszufinden ist.

Wo ist das Problem? Neutestamentliche Instruktionen nicht nur für die frühe Kirche

Lösungen sind dann erfolgversprechend, wenn es für sie ein passendes Problem gibt. Schwierig hingegen wird es, wenn es Lösungen ohne Probleme gibt. Institutionen, in denen es viele Antworten auf ungestellte Fragen gibt, werden dann nicht selten selbst zum Problem. Das gilt für die Gesellschaft, vor allem aber für eine Kirche, die viele ehemals bewährte Lösungen vorhält, die aber nicht mehr so recht zu den Probleme der Gegenwart passen.